CO2: Reform des Emissionshandels – neue Chancen für Anleger

Von Marcus Landau, Derivate-Experte bei der DZ BANK

Die EU hat CO2 handelbar gemacht, indem sie ein Emissionshandelssystem eingeführt hat. Der CO2-Preis war jedoch aufgrund externer Ereignisse volatil. Obwohl der Markt sich etwas beruhigt hat, gibt es immer noch zu viele Emissionsberechtigungen, was zu niedrigen Preisen führt. Das könnte Unternehmen davon abhalten, ihre Emissionen zu reduzieren und das EU-Klimaziel zu gefährden. Die EU plant daher eine Reform des Systems, was potenziell neue Anlagemöglichkeiten schaffen könnte.

Inhalt

  1. Emissionsrechte werden verknappt
  2. Positive Preiseffekte möglich
  3. Interessante Investitionsmöglichkeit

Das Emissionshandelssystem der Europäischen Union (EU ETS) hat CO2 mit einem Preisschild versehen und damit, vergleichbar mit Rohstoffen, handelbar gemacht. Somit stellt das Gas seitdem eine alternative Anlageklasse dar.

Allerdings erwies sich der CO2-Preis in Vergangenheit infolge von Ukraine-Krieg und Energiepreisschock als überaus volatil. Zwar hat sich der Markt in diesem Jahr etwas beruhigt. Ein Problem besteht jedoch weiterhin darin, dass offensichtlich zu viele Emissionsberechtigungen im Umlauf sind und der Handel phasenweise von einem Überschuss gekennzeichnet ist. Die Preise rutschen dann regelmäßig ab.

Da niedrige CO2-Preise aber für die Unternehmen entsprechend weniger Anreiz bieten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, besteht die Gefahr, dass die EU ihr im Jahr 2021 verschärftes Klimaschutzziel (Fit for 55) verfehlt. Auch aus diesem Grund hat die EU-Kommission eine Reform des Emissionshandelssystems beschlossen. Zwar wird an der Umsetzung noch gearbeitet. Dennoch könnten sich aus dem Reformwerk interessante Möglichkeiten für Anleger ergeben.

Emissionsrechte werden verknappt

Das im Jahr 2005 eingeführte Emissionshandelssystem der EU folgt einem einfachen Prinzip: Wer CO₂ oder andere klimaschädliche Gase ausstoßen will, muss dafür Emissionsberechtigungen (EU Allowance, kurz EUA) vorweisen. Die EUAs werden in bestimmter Menge an die betreffenden Industrieunternehmen und Energieerzeuger versteigert oder zum Teil auch kostenlos zugeteilt. Wer mehr Klimagase verursacht als ihm zusteht, muss entweder Berechtigungen über das europäische Emissionshandelssystem hinzukaufen oder er verringert seine CO2-Emissionen. Wer dagegen das Klima schont und weniger EUAs benötigt, kann seine Rechte über das Handelssystem verkaufen und damit zu Geld machen.

Ein wichtiges Element des ETS ist, dass die Obergrenze (Cap) der zur vergebenden Emissionsrechte von Jahr zu Jahr abnimmt. Denn das knapper werdende Angebot sollte (zumindest in der Theorie) die Preise für die CO₂-Rechte im Laufe der Zeit steigen lassen, was wiederum den Anreiz für die Unternehmen erhöht, ihre Emissionen zu reduzieren. Hier greift ein Kernelement der Reform. Denn ein wichtiger Punkt des neuen Konzepts zielt auf eine stärkere Verknappung der Emissionsrechte ab. So soll die Menge an EUAs ab 2024 jährlich um 4,3 Prozent statt wie bislang um 2,2 Prozent gesenkt werden.

Positive Preiseffekte möglich

Zudem sieht die Neuregelung vor, dass die gesamte noch zur Verfügung stehende Menge an EUAs bis 2026 in zwei Tranchen pauschal um insgesamt 117 Millionen Stück verringert wird. Auch werden die Gratiszuteilungen an strengere Bedingungen geknüpft und in bestimmten Fällen schrittweise reduziert. Die genannten Maßnahmen führen dazu, dass die Menge an im Umlauf befindlichen EUAs in einem beschleunigten Tempo abnimmt, wovon wiederum positive Preiseffekte ausgehen könnten. Um extreme Preisausschläge zu verhindern und damit Volatilität aus dem Markt zu nehmen, hat die EU zudem geplant, die sogenannte Marktstabilitätsreserve zu stärken. Sie dient als eine Art Puffer. Sind sehr viele Emissionsrechte im Umlauf, wird ein Teil aus dem Versteigerungsbudget in die Reserve überführt. Bei großer Knappheit wiederum werden EUAs aus dem Puffer in den Markt gegeben.

Interessante Investitionsmöglichkeit

Die Reform enthält zusätzliche Maßnahmen wie die Einbeziehung von Emissionen im Verkehr und Gebäuden sowie strengere Regeln für den Luftverkehr. Sie kann frischen Schwung in den europäischen CO2-Markt bringen und möglicherweise dauerhaft den Preis beflügeln. Das heißt jedoch nicht, dass der Emissionshandel ohne Risiken ist. Die Preiseinflussfaktoren auf die EUAs sind vielfältig und komplex. Die Rohstoffpreisentwicklung, die geopolitische Lage und auch die Strenge des Winters spielen eine Rolle. Investments sollten daher wohl überlegt sein.

Eine Möglichkeit, in den Markt einzusteigen, bietet das Open End-Partizipationszertifikat der DZ BANK auf den ICE Endex EUA Future. Die Energiebörse Endex ist der Haupthandelsplatz der EUAs, an der ICE (Intercontinental Exchange) werden wiederum die entsprechenden Futures gehandelt. Das Zertifikat nimmt eins zu eins an der Wertentwicklung des jeweiligen Dezember-Future des laufenden Jahres teil. Um dauerhaft investiert zu bleiben, wird bei Fälligkeit in den nächstfolgenden Dezember-Future umgeschichtet. Das ergibt Sinn, da diese Kontrakte in der Regel die liquidesten sind.

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Marcus Landau, Derivate-Experte bei der DZ BANK

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