US-Regierung stärkt Bayer im Glyphosat-Streit – Aktie zweistellig im Plus

Bayer-Aktie Analysten

Im jahrelangen Rechtsstreit um den Unkrautvernichter Roundup hat Bayer in den USA unerwartete Unterstützung von der Regierung erhalten. Auch wenn der Rechtsstreit damit noch keineswegs vorbei ist, nahmen die Anleger die Nachricht begeistert auf – die Bayer-Aktie drehte deutlich ins Plus. 

Bayer hat unerwartet Unterstützung von Solicitor General D. John Sauer, dem obersten Rechtsvertreter der US-Regierung, bekommen. Er empfiehlt dem Obersten Gerichtshof, eine Berufung des Konzerns in einem Glyphosat-Fall aus dem Bundesstaat Missouri zur Entscheidung anzunehmen.

In dem Verfahren war Bayer Ende 2023 zu Schadenersatz in Höhe von 1,25 Mio, Dollar verurteilt worden. Der Kläger führt sein Non-Hodgkin-Lymphom auf den Kontakt mit Roundup zurück und wirft dem Unternehmen unzureichende Warnhinweise vor. Bayer weist einen ursächlichen Zusammenhang zurück und verweist darauf, dass die Umweltbehörde EPA Glyphosat mehrfach als für den Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend eingestuft und Produktetiketten ohne Krebswarnung genehmigt hat.

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Im Kern argumentiert Bayer, dass bei der Kennzeichnung von Pflanzenschutzmitteln Bundesrecht Vorrang vor einzelstaatlichem Recht haben müsse. Eine Bestätigung des Urteils aus Missouri könnte nach Ansicht von Sauer die Autorität der EPA schwächen. Der Supreme Court hatte im Juni um eine Stellungnahme des Solicitor General gebeten und will voraussichtlich bis Januar entscheiden, ob er den Fall annimmt.

Folgenreiche Übernahme

Für Bayer geht es dabei um weit mehr als ein Einzelverfahren. In den USA sind aktuell noch rund 65.000 bis 67.000 Klagen anhängig, insgesamt waren es seit der Übernahme des Agrarkonzerns Monsanto im Jahr 2018 etwa 170.000. Viele Kläger machen Roundup und den darin enthaltenen Wirkstoff Glyphosat für Krebserkrankungen verantwortlich. Die Internationale Krebsforschungsagentur der WHO hatte Glyphosat 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft, während die EPA zu einer anderen Bewertung kommt.

Ein Grundsatzurteil des Supreme Court zugunsten Bayers könnte zahlreiche Verfahren gegenstandslos machen und künftige Klagewellen deutlich begrenzen. Analysten sprechen von einer möglichen „juristischen Befreiung“ und einem wichtigen Schritt hin zu mehr Rechtssicherheit. Bayer hat für Urteile und Vergleiche im Zusammenhang mit Glyphosat bereits mehr als zehn Milliarden Dollar aufgewendet, die Rückstellungen für die Rechtsstreitigkeiten lagen zuletzt bei knapp sieben Milliarden Euro. Der Verkauf glyphosathaltiger Produkte an US-Privatkunden wurde 2023 eingestellt, für den Hausgebrauch wird seit 2022 eine Formel ohne Glyphosat angeboten.

Bayer-Aktie legt zu

Trotz der neuen Unterstützung bleibt der Ausgang offen: Der Supreme Court ist nicht an die Empfehlung der Regierung gebunden und entscheidet autonom. Während etwa Goldman Sachs die Annahme des Falls für sehr wahrscheinlich hält und mit einer Entscheidung bis spätestens Ende Juni 2026 rechnet, warnen Beobachter davor, den Konflikt vorschnell für erledigt zu erklären. Kommentatoren verweisen zudem darauf, dass die Monsanto-Übernahme rückblickend als strategischer Fehler gilt, weil die Erwartungen an das Agrargeschäft von den massiven Rechtsrisiken und Kosten überlagert wurden.

An der Börse sorgten die Nachrichten aus Washington dennoch für kräftigen Rückenwind. Die Bayer-Aktie stieg am Dienstag um 12,08 % zu. Zwischenzeitlich kletterte das Papier auf 35,02 Euro und markierte ein neues Jahreshoch. Auf Sicht von zwölf Monaten ergibt sich damit ein Kursplus von gut 77 %, während der DAX im selben Zeitraum um rund 19 % zulegte. Die Investmentbank Goldman Sachs bestätigte ihre Kaufempfehlung und nennt ein Kursziel von 38,50 Euro – betont aber, dass der endgültige Befreiungsschlag im Glyphosat-Komplex erst mit einem klaren Urteil des Supreme Court gelingen würde. 

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Foto: © Bayer

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