Amazon: Transparenz bei Arbeitnehmerrechten eingefordert

Amazon Transparenz

Von Sarah Couturier-Tanoh, Director of Shareholder Advocacy bei SHARE

Eine Koalition internationaler Investoren mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 3,5 Billionen US-Dollar fordert Aktionäre auf, Amazon wegen vermeintlicher gewerkschaftsfeindlicher Aktivitäten, die den langfristigen Shareholder Value gefährden, in die Verantwortung zu nehmen.

Eine Koalition internationaler Investoren fordert von Amazon mehr Transparenz darüber, wie das Unternehmen seiner Verpflichtung zur Achtung der Arbeitnehmerrechte nachkommt. Diese Forderung steht im Mittelpunkt eines Aktionärsantrags, der von einer Gruppe von mehr als 20 Investoren eingereicht wurde. Sie verweisen auf die langfristigen Risiken, die durch die offenbar bewusst gewerkschaftsfeindliche Strategie des Unternehmens entstehen.

Was die Investoren von Amazon fordern

Mit dem Antrag wird das Board of Directors von Amazon aufgefordert, zu prüfen, inwieweit die Maßnahmen des Unternehmens mit seiner Policy für Menschenrechte übereinstimmen. Darin heißt es, dass es „die Vereinigungsfreiheit und das Recht unserer Mitarbeiter, einer Gewerkschaft beizutreten, eine solche zu gründen oder nicht beizutreten, respektiert“. Außerdem wird ausdrücklich auf die zentralen Prinzipien der Internationalen Arbeitsorganisation verwiesen. Dies deutet darauf hin, dass sich das Unternehmen sehr wohl bewusst ist, was diese Verpflichtungen mit sich bringen. Trotz dieser Verpflichtungen wird in den Medien in Zusammenhang mit den laufenden gewerkschaftlichen Organisierungsbemühungen des Unternehmens (u. a. in den USA, Großbritannien, Kanada und Europa) von Einschüchterung, Repressalien und Überwachung berichtet.

Diese Anschuldigungen sollten die Aktionäre beunruhigen – insbesondere diejenigen institutionellen Anleger mit langfristigen Interessen. Es ist schwer vorstellbar, wie ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein kann, wenn es Millionen von Aktionärsgeldern ausgibt, um die grundlegenden Rechte der Arbeitnehmer zu untergraben; vielmehr schafft eine solche Strategie rechtliche, operative und finanzielle Risiken. Eine ordnungsgemäß durchgeführte Bewertung durch Dritte soll den Vorwürfen der Arbeitnehmer nun auf den Grund gehen und klären, wo Amazon die Grenze zwischen Rede- und Vereinigungsfreiheit überschritten hat.

Wachsende Aktionärssorgen

Ähnliche Vorschläge haben in den letzten Jahren zunehmende Unterstützung durch Anleger erfahren, was auf die wachsende Besorgnis über die anhaltende Untätigkeit der Unternehmensleitung hinweist. Der diesjährige Antrag wird nicht nur von einer vergleichsweise großen Gruppe von Investoren unterstützt, sondern darüber hinaus von den führenden Stimmrechtsberatern ISS und Glass Lewis. Sie empfehlen ebenfalls, mit Ja zu stimmen.

Die Bedenken der Aktionäre zu diesem Thema sollten nicht länger ignoriert werden. In den letzten Jahren haben globale Investoren zunehmend für bessere Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern gestimmt, um die damit verbundenen Risiken in ihren Portfolios zu mindern. Mehrere Peer-Unternehmen von Amazon sind diesem Aufruf gefolgt, wobei Starbucks und Apple in den letzten Monaten ihre eigenen Untersuchungen abgeschlossen haben. Microsoft ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hat eine Neutralitätsvereinbarung unterzeichnet, die den Arbeitnehmern mehr Schutz bieten soll – insbesondere dort, wo nationale und internationale Arbeitsrechte nicht übereinstimmen. Es ist an der Zeit, dass Amazon diesem Beispiel folgt.

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