Kurz vor Beginn des Nato-Gipfels in Den Haag geraten deutsche Rüstungswerte unter Druck. Besonders betroffen sind die Aktien von Renk und Hensoldt, die von der Citigroup beide auf „Verkaufen“ herabgestuft wurden. Obwohl die Kursziele in beiden Fällen angehoben wurden.
Die Citigroup hatte ihr Kursziel für Renk zwar von 34,60 auf 61,00 Euro deutlich angehoben, sieht damit jedoch rund 13 % Rückschlagpotenzial gegenüber dem aktuellen Kursniveau von etwa 70 Euro zum Zeitpunkt der Bewertung. Auch bei Hensoldt wurde das Kursziel leicht auf 88 Euro erhöht. Auch das liegt unter dem zuletzt gehandelten Preis. Beide Aktien notieren damit über dem, was die Citigroup als fair bewertet einstuft.

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Zweifel trotz steigender Verteidigungsausgaben
Laut Citigroup-Analyst Charles Armitage spiegeln die aktuellen Bewertungen ein Maß an zukünftigem Wachstum wider, das durch reale Entwicklungen kaum gedeckt sei. Mit Blick auf die anstehende Nato-Tagung warnt er, dass die Märkte bereits das Maximum an möglichen Aufrüstungsplänen eingepreist hätten. Die zentrale Frage sei nun nicht mehr, ob neue Zusagen gemacht würden, sondern ob die Mitgliedsstaaten ihre bisherigen Versprechen überhaupt einlösen könnten. Gerade angesichts angespannter Staatshaushalte und politischer Unsicherheiten sei das keineswegs garantiert.
Die Einigung der Nato-Mitglieder auf deutlich höhere Verteidigungsausgaben nährte zuletzt Hoffnungen auf ein nachhaltiges Wachstum der europäischen Rüstungsindustrie. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben sich die 32 Bündnisstaaten im Vorfeld des Gipfels darauf verständigt, künftig mindestens fünf % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in verteidigungsrelevante Bereiche zu investieren – ein Wert, der weit über dem bisherigen Zwei-%-Ziel liegt. Rund 3,5 % davon sollen direkt in militärische Ausgaben fließen, der Rest in verwandte Infrastrukturmaßnahmen.
Renk & Hensoldt: Aktien geben nach
Die Marktteilnehmer reagierten sensibel auf die Neubewertung. Für die Renk-Aktie ging es am Montag 4,99 % nach unten, Hensoldt rutschte 2,12 % ins Minus. Die jüngsten Kursverluste erfolgen nach einer außergewöhnlich starken Entwicklung seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Aktienkurse vieler europäischer Rüstungskonzerne, insbesondere Rheinmetall, haben sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren vervielfacht.
Ob die Nato-Staaten ihre angekündigten Investitionen wie geplant umsetzen werden, bleibt eine offen. Analysten wie Armitage raten dazu, politische Zusagen mit Vorsicht zu bewerten – insbesondere dann, wenn die Erwartungen der Märkte bereits weit vorausgeeilt sind.
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