Dass es ein Börsenneuling direkt in einen Index und dann sogar in den MDAX schafft, kommt nicht allzu oft vor. Besonders beeindruckend ist es aber, wenn wie bei Vantage Towers die aufs Parkett gelegte Milliarden-Bewertung nicht nur eine Momentaufnahme zu sein scheint, sondern die Aktie substanziell untermauert immer weiter klettert, mittlerweile ausgehend vom IPO-Ausgabepreis bereits um rund 25 %. Nun stellt sich die Frage: Kommt es zu einer Mega-Fusion?
Das Geschäftsmodell von Unternehmen wie Vantage Towers oder dem großen US-amerikanischen Pendant American Tower ist so einfach wie lukrativ. Die Unternehmen bauen Funkmasten und vermieten diese dann an Telekommunikationsunternehmen, die ihre Antennen daran anbauen. In diesem Zuge werden jahrzehntelange Verträge geschlossen, die Vantage Towers & Co. über lange Zeiträume hohe Cashflows sichern. Beispielsweise wurde jüngst ein Vertrag zwischen Vantage Towers und 1&1 abgeschlossen, der bis 2040 läuft und dann sogar noch um 20 weitere Jahre verlängert werden kann.
Das US-amerikanische Vorbild
American Tower zählt mit einer Marktkapitalisierung von 113 Mrd. Euro zu den Dickschiffen an der Wall Street. Damit sind die US-Amerikaner in Sachen Marktkapitalisierung mehr als das Sechsfache als Vantage Towers wert, obgleich das Portfolio „lediglich“ das Vierfache an eigenen Sendemasten umfasst.
Der Grund für diese deutlich höhere Bewertung findet sich im Zahlenwerk. American Tower verdient einfach deutlich mehr, beinahe das Neunfache an Free Cashflow, als es bei Vantage Towers der Fall ist. Und genau hier liegt das große Potenzial für den deutschen Player. Noch ist Vodafone – Vantage Towers ging via Spin-off an die Börse – mit mehr als 80 % beteiligt. Sollte Vodafone weitere Anteile abgeben, hätte dies neben einem potenziellen DAX-Aufstieg zur Folge, dass die Abhängigkeit im operativen Geschäft weiter sinkt und je Funkmast eine höhere Auslastung erzielt werden kann.
Insgesamt scheinen die Zukunftsaussichten für den MDAX-Neuling durchaus gut auszusehen. Interessant wird die Aktie kurzfristig aber vor allem, da immer mehr Bewegung in die Branche kommt und damit auch das Thema M&A in den Vordergrund rückt. Beispielsweise hat American Tower Anfang 2021 bereits 31.000 Funkmasten für 7,7 Mrd. Euro von Telxius abgekauft, einer Tochter von Telefónica Deutschland.
Deutsche Telekom plant Verkauf ihrer Funkturm-Sparte
Nun mischt aber noch ein anderer Player mit, nämlich die Deutsche Telekom. Der DAX-Konzern verkündete jüngst, dass ein Verkauf der eigenen Funkturm-Sparte GD Towers noch im ersten Quartal 2022 vonstattengehen könnte. Interessant dabei: Obwohl GD Towers rund 10 % weniger Funkmasten als Vantage Towers aufweist, beabsichtigt Telekom eine Bewertung von bis zu 20 Mrd. Euro und damit deutlich mehr als Vantage Towers mit derzeit rund 15 Mrd. Euro. Zum einen könnte dies der Aktie bewertungstechnisch einen Schub verleihen, zum anderen scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Vantage Towers selbst beim Kauf mitmischt.
Der Frage, ob es zu einer Mega-Fusion zwischen Vantage Towers und der Telekom-Tochter kommt, geht die SdK im nachfolgenden Video gemeinsam mit den Investoren Florian König und Reinhard Martius auf den Grund.
Dieser Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe 01/2022 der AnlegerPlus News.
Bild: © SdK