An die 8 Millionen E-Bikes dürften bereits auf Deutschlands Straßen unterwegs sein, Tendenz stark steigend. Die meisten Fahrradhersteller sind allerdings nicht börsennotiert. Doch rund um das stark wachsende E-Bike-Segment gibt es spannende Investitionsmöglichkeiten. In diesem Artikel stellen wir Ihnen 5 E-Bike Aktien vor, die Sie sich für Ihr Depot einmal näher ansehen können.
Inhalt
- Einleitung
- Fahrrad Aktien erlebten Boom im Coronajahr
- Wenige börsennotierte Hersteller
- Mischkonzerne mit E-Bike-Anteil
- E-Bike-Zulieferer
Einleitung
Schon vor der Coronakrise lagen Fahrräder, insbesondere solche mit elektrischer Unterstützung, im Trend. Schließlich bedienen sie mit Klima und Gesundheit gleich zwei große Gegenwarts- und Zukunftsthemen. Die Pandemie sorgte dann dafür, dass zahlreiche Pendler vom öffentlichen Nahverkehr aufs Fahrrad umstiegen. Die Branche berichtete teilweise von leergeräumten Lagern.
E-Bike Aktien erlebten Boom im Coronajahr
Die Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) für 2020 zeigen folglich ein beeindruckendes Wachstum in Deutschland: Insgesamt 5,04 Millionen Fahrräder wurden verkauft, 16,9 % mehr als im Vorjahr. Darunter waren alleine 1,95 Millionen E-Bikes. Hier lag der Anstieg sogar bei 43,4 %. Einen noch größeren Sprung um 60,9 % auf 6,44 Mrd. Euro meldete der ZIV beim Umsatz aus dem Verkauf von Fahrrädern und E-Bikes. Einschließlich von Komponenten und Zubehör gibt der Verband ein Gesamt-Umsatzvolumen über alle Vertriebswege von fast 10 Mrd. Euro an. Laut einer aktuellen Studie ist die wirtschaftliche Bedeutung nochmal deutlich größer, wenn man Teilmärkte wie Fahrradtourismus (ca. 12 Mrd. Euro), Infrastruktur und Verwaltung etc. (1,9 Mrd. Euro) miteinbezieht.
Umsatz mit Fahrrädern und E-Bikes
Der Laden brummt: In Deutschland wurden im vergangenen Jahr Fahrräder und E-Bikes mit einem Gesamtwert von rund 6,44 Mrd. Euro verkauft.
Dasselbe Bild in Europa: Laut ZIV und dem europäischen Dachverband CONEBI lag der E-Bike-Absatz in Europa 2020 bei 5,1 Millionen und damit um 42 % höher als 2019. Für 2021 berichtet der ZIV von einer bislang weiterhin hohen Nachfrage in Deutschland. Wie in anderen Bereichen könnten allerdings Lieferverzögerungen – mit denen die Fahrradbranche mitunter auch schon ohne Pandemie zu kämpfen hatte – das Wachstum abbremsen. Dennoch dürfte sich der Aufwärtstrend speziell bei E-Bikes weiter fortsetzen.
Wenige börsennotierte Hersteller
Wie können nun Kapitalanleger von diesem Boom profitieren? Die Fahrradbranche ist sehr diversifiziert, doch einige etwas größere Konzerne haben mehrere Marken unter ihrem Dach. Das gilt in Europa beispielsweise für die börsennotierte Accell Group. Zu dem niederländischen Konzern gehören über 15 Fahrradmarken. Sie stammen nicht nur aus dem Heimatland (Batavus, Koga, Sparta), sondern auch aus Deutschland (Winora, Haibike, Ghost), Frankreich (Lapierre) oder Großbritannien (Raleigh).
Insgesamt verkaufte Accell im vergangenen Jahr 897.000 Fahrräder, 4,8 % weniger als 2019. Davon besaßen 472.000 eine elektrische Unterstützung, also mehr als die Hälfte und 9,1 % mehr als 2019. Der Absatz konventioneller Fahrräder ging dagegen um 16,7 % auf 425.000 zurück.
Reine Fahrradhersteller, deren Aktien an einer Börse gehandelt werden, findet man außerdem nur noch in Taiwan mit Giant und Merida. Sie zählen zu den größten Fahrrad- und E-Bike-Herstellern der Welt und liefern ihre Produkte auch nach Europa. Die Aktien sind allerdings nur an der taiwanischen Börse notiert.
Mischkonzerne mit E-Bike-Anteil
Dorel Industries
Ein Mischkonzern mit großer Fahrradsparte ist die kanadische Dorel Industries. Zu ihr zählen bekannte US-amerikanische Bikemarken wie Cannondale oder GT. Zwar ist der E-Bike-Markt in Nordamerika noch nicht so weit entwickelt wie in Teilen Europas und Asiens, doch natürlich sind die international vertriebenen Dorel-Marken ebenfalls bereits von diesem Trend elektrifiziert. Im ersten Quartal 2021 legte der Fahrradumsatz von Dorel stark zu, sodass der Unternehmensbereich Sports bei Umsatz und Gewinn anders als noch vor einem Jahr vor den beiden anderen Segmenten Juvenile (u. a. die Kinderwagen-Marke Maxi-Cosi) und Home lag.
Pierer Mobility AG
Eher für Motorräder bekannt ist die Pierer Mobility AG. Das österreichische Unternehmen verfügt aber ebenfalls über eine noch junge, stark wachsende E-Bike-Sparte. 2017 wurde der Fahrradhersteller PEXCO gegründet. Zunächst war es ein Joint Venture zwischen den Gründern Susanne und Felix Puello sowie der damaligen KTM Industries AG, die 2019 in Pierer Mobility AG umbenannt wurde.
Seit Ende 2019 gehört die PEXCO GmbH komplett zur Pierer-Gruppe und firmiert seit Kurzem als Pierer E-Bikes Deutschland GmbH. Unter dem Pierer-Dach sind die Fahrradmarken Husqvarna, Gasgas und R Raymon angesiedelt. Motorräder von Gasgas und Husqvarna sind ebenfalls Teil der Pierer-Gruppe. Die Motorrad-Marke KTM gehört zum Pierer-Konzern, KTM-Fahrräder allerdings nicht. Sie sind bereits seit vielen Jahren in eine GmbH ausgegliedert, die außer dem Markennamen nichts mehr mit dem Motorradhersteller gemein hat.
E-Bike-Zulieferer
Auf Zuliefererseite hat der E-Bike-Boom zahlreiche Branchenneueinsteiger auf den Plan gerufen. Häufig handelt es sich dabei um etablierte Automobilzulieferer, die mit Antriebslösungen auf den Fahrradmarkt drängten. Der bekanntlich nicht börsennotierte Bosch-Konzern gilt seit einigen Jahren als Marktführer bei E-Bike-Antrieben.
hGears AG
Noch deutlich wichtiger ist die E-Bike-Branche für einen deutschen Börsenneuling: Die hGears AG (ISIN DE000A3CMGN3) ist ein Zulieferer der Antriebshersteller (u. a. Zahnradsätze und Getriebe). Mit einer Erstnotierung von 27,50 Euro startete hGears am 21. Mai an der Börse. Der Ausgabepreis hatte bei 26 Euro gelegen, was dem Unternehmen einen Bruttoemissionserlös von 62 Mio. Euro einbrachte (siehe AnlegerPlus News, 6/2021).
FOX Factory
Zum breiten Portfolio des US-amerikanischen Unternehmens FOX Factory zählen zahlreiche Komponenten, die bei Fahrrädern und E-Bikes verbaut werden, darunter Federgabeln und Laufräder. Im ersten Quartal 2021 konnte Fox den Umsatz im Fahrradsegment um 85 % steigern.
Shimano
Weitere börsennotierte E-Bike-Zulieferer sind vornehmlich in Asien zu finden. Für Elektronikkonzerne wie Panasonic, Yamaha oder Samsung sind E-Bike-Antriebe und Akkulösungen sicher nicht das Hauptgeschäft.
Ganz anders sieht es bei Shimano aus, dem Weltmarktführer bei Fahrradschaltungen. Vergleichsweise spät erweiterten die Japaner ihr Angebot um E-Bike-Antriebe, die inzwischen aber auf dem Markt etabliert sind. Ein neues Antriebssystem war den Unternehmensangaben zufolge dafür mitverantwortlich, dass der Umsatz des Fahrradsegments im ersten Quartal 2021 um über 75 % zulegte.
Fazit
Wer über Einzelaktien in die Fahrradbranche investieren möchte, hat durchaus einige Optionen. Mit dem zuletzt stark wachsenden Onlinehändler Bike24 könnte noch in diesem Jahr eine weitere hinzukommen. Das Dresdner Unternehmen plant derzeit den Sprung aufs Frankfurter Parkett.
Ab voraussichtlich 21. Juni ist ein Investment sogar breiter gestreut mit einem einzigen Produkt möglich. Auf den neu geschaffenen Benefaktorindex Bike ist nämlich ein Open-End-Zertifikat (auf das grundsätzliche Emittentenrisiko sei hingewiesen, ISIN DE000A2QPFM2) erhältlich. 20 Aktien sind in dem Index enthalten, darunter allerdings Unternehmen wie Continental, Michelin oder Yamaha, bei denen das Fahrradgeschäft nicht die größte Rolle spielt. Dafür fehlen die Zweiradhersteller Accell und Pierer Mobility, die im Folgenden näher vorgestellt werden.
Foto: Bosch