Den Endor-Aktionären droht durch ein sogenanntes StaRUG-Verfahren ein Totalverlust. Das hätten sie dann auch den kreditgebenden Banken der Endor AG zu verdanken.
Die im bayerischen Landshut beheimatete Endor AG bietet unter der Marke FANATEC Komponenten wie Lenkräder und Pedale für Spielkonsolen, PCs und Fahrsimulatoren an. Da elektronische Spiele zu Lockdown-Zeiten sehr gefragt waren, galt das Unternehmen als Pandemiegewinner. Der Aktienkurs vervielfachte sich zwischenzeitlich. Nach Corona geriet Endor jedoch aufgrund von Lieferkettenproblemen und wohl auch durch unglückliche Entscheidungen des Managements in Schieflage.
Obwohl die FANATEC-Produkte weiterhin gefragt sind, hat das Unternehmen derzeit einen hohen Kapitalbedarf, um die laufenden Ausgaben zu decken. Der erst seit kurzem amtierende Vorstand der Endor AG befindet sich in Verhandlungen mit dem US-amerikanischen Spielsystemeanbieter CORSAIR als strategischen Investor, der Endor komplett übernehmen möchte. Das soll im Rahmen eines sogenannten StaRUG-Verfahrens geschehen, bei dem die Endor-Aktionäre komplett leer ausgehen würden.
Der Endor-Gründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Thomas Jackermeier, der erst im April von diesem Posten abberufen wurde und nach wie vor die Mehrheit der Aktien hält, wehrt sich gegen diese Pläne. Er fordert ebenso wie von der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. vertretene Aktionäre die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung. Während die SdK dem Finanzvorstand das Vertrauen entziehen und ein Aufsichtsratsmitglied abberufen lassen will, geht Jackermeier einen Schritt weiter. Er fordert bereits die Beschlussfassung über eine Kapitalerhöhung, mit deren Hilfe die Bankdarlehen abgelöst werden sollen.
Banken wollen StaRUG
Für die kreditgebenden Banken, einer Mittelung der Investorengruppe Jackermeier zufolge sind dies Postbank/Deutsche Bank, Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, HypoVereinsbank, Oberbank und die DZ Bank, bestünde durch eine solche Kapitalerhöhung wohl die Möglichkeit auf eine komplette Rückzahlung ihrer Darlehen. Das StaRUG-Verfahren würde dagegen lediglich eine Teilrückzahlung beinhalten. Den Mitteilungen der Endor AG zufolge unterstützen die Banken dennoch das StaRUG-Verfahren, weil sie darin die beste Option sähen, um eine Insolvenz des FANATEC-Anbieters abzuwenden. „Obwohl das Investoreninteresse groß war, wollen die Banken anscheinend sämtliche ausstehende Forderungen schnellstmöglich zurückbezahlt bekommen, und nehmen dafür sogar einen Haircut hin, der in anderen Szenarien nicht nötig gewesen wäre“, wundert sich Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der SdK.
Warum die Banken dem StaRUG-Verfahren den Vorzug geben, ist unklar. Entsprechende Anfragen von AnlegerPlus blieben bislang unbeantwortet. Man könne sich nicht zu etwaigen Kunden äußern, hieß es beispielsweise. Für die Eigentümer von Unternehmenskunden der genannten Banken sind die Vorgänge bei Endor schlechte Nachrichten, meint Daniel Bauer: „Das Beispiel Endor zeigt ganz klar die Risiken des StaRUG auf. Statt mit den Eigentümern eine Lösung zu finden, werden diese enteignet. Unternehmen sollten daher eigentlich immer fähig sein, sämtliche Verbindlichkeiten innerhalb weniger Monate tilgen zu können.“ Zudem seien Anleihen dann womöglich die bessere Form der Fremdkapitalfinanzierung, weil man sich damit nicht in die Hände von Banken begebe.
Weiter Hintergründe zum Fall Endor, gibt es im folgenden Video, in dem sich die SdK Vorstände Daniel Bauer und Paul Petzelberger ausführlich zu den Entwicklungen äußern.
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Bild: SdK