Die amerikanische Notenbank hat den Zins bei ihren letzten Sitzungen nicht weiter angehoben. Fed-Chef Jerome Powell will eine weitere Leitzinserhöhung aber noch nicht generell ausschließen.
Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, deutete am Donnerstag an, dass die Fed keine Eile hat, den Leitzins weiter zu erhöhen. Gleichzeitig schloss Powell in einer Diskussionsrunde beim Internationalen Währungsfonds eine weitere Leitzinserhöhung nicht aus, um die Inflation auf das Fed-Ziel von 2 % zu senken. Die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex der USA, ist von ihrem Höchststand von 9,1 % im letzten Jahr deutlich gesunken, liegt jedoch immer noch bei 3,7 %.
Powell: „Die Inflation hat uns einige falsche Signale gegeben“
„Wir sind nicht sicher“, sagte Powell, „dass der Leitzins der Fed hoch genug ist, um die Inflation dauerhaft auf 2 % zu reduzieren.“ Er fügte hinzu: „Wir wissen, dass der fortlaufende Fortschritt in Richtung unseres Ziels von 2 % nicht garantiert ist. Die Inflation hat uns einige falsche Signale gegeben.“ Er wies darauf hin, dass die Inflation während des Jahres 2021 fünf Monate lang rückläufig war, nur um anschließend wieder anzusteigen. Wenn es angebracht sei, wäre man deshalb bereit, den Leitzins weiter anzuheben.
Fed-Chef Powell schätzt das Risiko, die Wirtschaft mit zu hohen Zinsen abzuwürgen, genauso hoch ein, wie die Gefahr, dass die Inflation erneut ansteigen könnte.
Arbeitslosenquote in den USA gestiegen
Die Fed hat den Leitzins seit März 2022 bereits elfmal angehoben, was zu deutlich höheren Zinssätzen für viele Verbraucher- und Geschäftskredite geführt hat. Der Leitzins befindet sich damit dem höchsten Stand seit 22 Jahren. Seit Mai dieses Jahres haben die Währungshüter den Zinssatz nur einmal angehoben, und die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass straffe Geldpolitik damit ihren Höhepunkt erreicht hat.
Seit der letzten Sitzung der Fed in der vergangenen Woche hat die Regierung berichtet, dass die Einstellungen in den USA im Oktober verlangsamt haben und die Arbeitslosenquote erneut auf immer noch niedrige 3,9% gestiegen ist. Obwohl im letzten Monat solide 150.000 Arbeitsplätze hinzugefügt wurden, wiesen die Daten auf einen schwächeren Arbeitsmarkt und ein geringeres Lohnwachstum hin. Schnell wachsende Löhne sind zwar gut für die Arbeitnehmer, können jedoch dazu führen, dass Arbeitgeber die Preise erhöhen und die Inflation weiter anheizen.
Fed: Leitzinserhöhung abhängig von Datenlage
Tom Barkin, Präsident der Federal Reserve Bank von Richmond, erwartet, dass die Wirtschaft in den kommenden Monaten nachlassen wird und die Inflation wieder auf das Ziel der Fed von 2 % zurückgeht. Ob eine Verringerung der Inflation „mehr von uns erfordert, bleibt abzuwarten“, sagte Barkin.
Kathleen O’Neill Paese, Interimspräsidentin der Federal Reserve Bank von St. Louis, will sich ebenfalls noch nicht festlegen: „Es wäre unklug zu behaupten, dass weitere Zinserhöhungen vom Tisch sind.“ Angesichts der bisherigen Erfolge könne mab es sich jedoch leisten, weitere Daten abzuwarten.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Foto: © unsplash.com, Adam Nir