Lange Zeit performte der MDAX besser als der DAX, doch seit der Coronakrise liegt er zurück. Jetzt könnte der Mittelstandsindex wieder aufholen, angeführt von Rüstungswerten wie der HENSOLDT-Aktie. Wie ist der Index aufgebaut und was treibt den aktuellen Börsenstar?
Beim Blick auf den deutschen Aktienmarkt stehen meist die DAX-Konzerne im Fokus. Doch auch die zweite Reihe im DAX lohnt sich. Es ist kein Zufall, dass der MDAX den DAX über Jahre hinweg bei der Performance übertroffen hat. Erst nach der Coronakrise, im Umfeld höherer Inflation und Zinsen, wendete sich das Blatt. Jetzt hat der Mittelstandsindex Nachholpotenzial.
Top-Analysen, exklusive Tipps & Markttrends – unabhängig und praxisnah.
24-mal im Jahr fundierte Börsenanalysen
Wie unterscheidet sich der MDAX vom DAX?
Der MDAX umfasst die 50 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, die in puncto Marktkapitalisierung und Handelsvolumen direkt auf die DAX-Mitglieder folgen. Während der DAX vor allem von international aufgestellten Großkonzernen geprägt ist, spiegelt der MDAX stärker den deutschen Mittelstand wider. Darunter befinden sich viele spezialisierte Unternehmen, die in ihrer Nische weltweite Marktführer sind. Wie den deutschen Leitindex gibt es auch den MDAX als Kurs- und Performancevariante. Beim Kursindex werden Dividendenzahlungen nicht berücksichtigt, beim Performanceindex fließen sie rechnerisch in die Wertentwicklung ein.
Welche Unternehmen und Branchen gehören zu den stärksten Performern im MDAX?
Wie breit der MDAX aufgestellt ist, zeigt ein Blick auf die Kursgewinner des ersten Halbjahres: Gleich elf verschiedene Branchen sind unter den Top-20 vertreten – vom Maschinen- und Anlagenbau über Elektrotechnik, Internetdienste und Versicherungen bis hin zu Chemie und Spezialsoftware. Besonders stark entwickelten sich die Aktien von HENSOLDT, einem Anbieter von Rüstungselektronik, mit einem Plus von rund 170 % seit Jahresbeginn. Noch deutlicher (270 %) stiegen nur die Papiere des Spezialmaschinenbauers RENK, der ebenfalls der Rüstungsbranche zuzuordnen ist. Ebenfalls weit vorn liegen Titel wie thyssenkrupp (Stahlindustrie), flatexDEGIRO (Finanzdienstleistungen), AUTO1 (Internetkommerz), Jungheinrich (Intralogistik) oder NEMETSCHEK (Bausoftware).
Was sind die Gründe für die starke Kursentwicklung von HENSOLDT?
HENSOLDT hat sich auf hochkomplexe Sensorik-, Radar- und Optroniksysteme für militärische Anwendungen spezialisiert. Die Technologien kommen unter anderem in Eurofightern, Drohnen oder bodengestützten Luftverteidigungssystemen zum Einsatz und sind sehr gefragt. Das Unternehmen profitiert von der geplanten Aufrüstung der NATO-Staaten, die ihre Verteidigungsausgaben nicht zuletzt auf Druck des US-Präsidenten erhöhen müssen. Im ersten Quartal 2025 erzielte das Unternehmen Umsätze in Höhe von 395 Mio. Euro, im Vorjahreszeitraum waren es 329 Mio. Euro Der Auftragsbestand stieg gegenüber dem ersten Quartal 2024 um 18 % auf den Rekordwert von 6,9 Mrd. Euro.
Hat die HENSOLDT-Aktie noch weiteres Kurspotenzial?
Einige Analysten trauen HENSOLDT weiteres Wachstum zu, insbesondere durch den strategischen Fokus auf elektronische Kriegsführung, Cybersicherheit und künstliche Intelligenz im Verteidigungsbereich. Das Unternehmen investiert gezielt, um seine technologische Führungsrolle auszubauen. Auch die enge Einbindung in europäische Rüstungsprojekte wie FCAS (Future Combat Air System) bietet langfristige Perspektiven. JPMorgan-Analyst David Perry hob deshalb das Kursziel für die HENSOLDT-Aktie zuletzt auf 110 Euro an. Der Analystenkonsens ist da weniger optimistisch. Schließlich ist die Aktie bereits ambitioniert bewertet. Für 2025 wird ein KGV von nahezu 70 erwartet. Das ist deutlich höher als in den vergangenen Jahren. Die Fallhöhe für die Aktie ist entsprechend groß, falls sich die hohen Erwartungen nicht erfüllen oder sich das geopolitische Umfeld grundlegend verändert. Letzteres ist derzeit zwar nicht absehbar, doch das „Risiko“ bleibt.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Foto: © Andreas Glöckner auf Pixabay




