Von Claus Hecher, Leiter ETF & Indexlösungen (D/A/CH) bei BNP Paribas Asset Management
Eine Anlage in Euro-Unternehmensanleihen bietet nach der Entwicklung der Zinskurve sowie der Credit Spreads wieder eine positive Rendite. Zum Beispiel im Falle des BNP Paribas Easy € Corp Bond SRI Fossil Free UCITS ETF, der einen nachhaltigen Anleihen-Index abbildet, waren das Ende Juli 2,36 % mit einer durchschnittlichen Duration von 4,83 Jahren.
Der BNP Paribas Easy € Corp Bond SRI Fossil Free UCITS ETF ermöglicht Anlegern ein Engagement in 1.594 Anleihen von europäischen Unternehmen der Kategorie „Investment Grade“, die sich zudem durch verminderte CO2-Emissionen auszeichnen und anhand von ESG-Kriterien – also Kriterien, die sich auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung beziehen – ausgewählt werden. Unter Investment Grade versteht man Ratings von Anleihen bester bis mittlerer Bonität.
ESG-Screening in mehreren Schritten
Der ETF bildet den Bloomberg MSCI Euro Corporate SRI Select Ex Fossil Fuel PAB Index physisch und ohne Wertpapierleihe-Geschäfte nach. SRI steht für Sozial verantwortliches Investieren. Der Index umfasst Schuldinstrumente von Emittenten mit Investment-Grade-Rating, die zudem ein ESG-Rating von MSCI von mindestens BBB besitzen, wobei das Auswahlprinzip „Best in Universe“ (= Beste aus dem Investmentuniversum) zugrunde gelegt wird. Ausgeschlossen sind hierbei Unternehmen, die nicht die Grundsätze der UN-Initiative Global Compact einhalten und die in Bereichen wie Alkohol, Glücksspiel, Pornografie, Tabak, Kernkraft, GVO (= genetisch veränderter Organismus) oder Waffen tätig sind. Darüber hinaus meidet dieser Index Sektoren mit dem höchsten CO2-Fußabdruck. Dazu zählen z. B. Branchen, die fossile Brennstoffe fördern oder in der Produktion verwenden.
Beim Screening der Anleiheschuldner geht es um den Ausschluss derjenigen, bei denen schwere Kontroversen feststellbar sind, also negative Auswirkungen von Produkten, Dienstleistungen oder internen Prozessen im Bereich Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung. Typische Beurteilungskriterien wären beispielsweise giftige Emissionen, ein zu hoher CO2-Fußabdruck, Gefahren eines Produktes für den Kunden, Kinderarbeit, Geldwäsche oder Betrug.
Im zweiten Schritt werden die oben genannten wertebasierten Ausschlüsse von Unternehmen der oben dargestellten Branchen vorgenommen. Schließlich scheiden die Unternehmen mit den niedrigsten ESG-Bewertungen durch MSCI aus dem Anlageuniversum aus. Auf Ebene der Bonds werden nur Emissionen von mindestens 500 Mio. Euro berücksichtigt.
Der Index hat seit dem 29. Juli dieses Jahres die Kriterien einer Paris-Aligned Benchmark (PAB) ergänzend integriert, einem von der EU-Kommission im April 2020 geschaffenen klimafreundlichen Benchmark-Typ, der mit den Zielen des Pariser Abkommens und dem EU-Ziel der CO2-Neutralität korrespondiert. Ziel ist es, den CO2-Fußabdruck im Vergleich zum Anlageuniversum um rund 50 % zu reduzieren. Die PAB sieht einen Mechanismus vor, um den CO2-Fußabdruck des Portfolios um mindestens 7 % pro Jahr weiter zu reduzieren.
ETF mit Nachhaltigkeitssiegel
Der BNP Paribas Easy € Corp Bond SRI Fossil Free UCITS ETF ist am 25.11.2021 als erster Anleihen-ETF in Deutschland mit dem FNG-Siegel ausgezeichnet worden. Das FNG-Siegel ist der Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Methodik des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- & Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, wie sie im weltweit anerkannten UN Global Compact zusammengefasst sind.
Außerdem müssen alle Unternehmen des jeweiligen Fonds explizit auf Nachhaltigkeitskriterien hin analysiert werden und das Produkt eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie vorweisen. Investitionen in Atomkraft, Kohle- und Uranbergbau, bedeutsame Kohleverstromung, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung sind tabu.
Im Vergleich zum Bloomberg Euro Aggregate Corporate Index als Ausgangsuniversum werden Schuldtitel von Banken stark sowie Kommunikations- und Technologieunternehmen leicht übergewichtet. Wie der Ausschluss von Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern, herstellen oder in hohem Masse verbrauchen, erwarten lässt, sind Energiekonzerne und Versorger am stärksten untergewichtet. Das höchste Ländergewicht halten französische Emittenten mit 21,8 %. Es folgen Emittenten mit Sitz in den USA, Deutschland und im Vereinten Königreich.
Bei der Auswahl der Unternehmen kommt es auf den Euro als Anleihewährung an, nicht auf den Sitz des Unternehmens, der auch außerhalb des Euroraumes liegen kann.
Der Anleger sollte sich über die typischen Preisrisiken von Unternehmensanleihen im Klaren sein: Steigende Kapitalmarktzinsen sowie eine Ausweitung der Credit Spreads würden sich negativ auf die Wertentwicklung auswirken. Währungsrisiken sind nicht zu beachten, da der ETF ausschließlich in Euro denominierte Anleihen investiert.
Dieser Artikel stammt aus der AnlegerPlus-Ausgabe 9/2022.
Bild: Sakorn Sukkasemsakorn – istockphoto.com