von Michael Diegelmann, Vorstand der cometis AG
Nachhaltigkeit ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch wie lässt sich sichergehen, dass hinter dem Label „Nachhaltigkeit“ nicht ihr Antagonist, das „Greenwashing“, steht? Die Antwort: Transparenz!
Mit dem Global ESG Monitor (GEM) haben wir – das sind die cometis AG und das Institut für Sozial- und Wirtschaftsforschung KOHORTEN mit Unterstützung unserer internationalen Partner – ein in dieser Form einzigartiges Projekt ins Leben gerufen. Der Kerngedanke des GEM ist es, die Transparenz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zu quantifizieren – und das im globalen Vergleich. Für den GEM 2022 haben wir daher 625 ESG-Berichte von 350 Unternehmen analysiert. Diese Unternehmen bilden einige der größten Indizes der Welt ab – z. B. den DAX, den EUROSTOXX oder den S&P 50 USA, aber auch weniger bekannte Indizes wie den polnischen WIG20 oder den rumänischen BET20.
Der GEM ist keine Ratingagentur!
Wichtig ist dabei, dass der GEM – anders als etwa einschlägige ESG-Ratingagenturen wie MSCI, Sustainalytics oder ISS ESG – nicht die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens „rated“, sondern allein den Transparenzgrad der Nachhaltigkeitsberichte ermittelt. Denn anders als etwa Inhalte auf Webseiten können die Berichte nicht mehr verändert werden. Dadurch sind sie das einzige ESG-Dokument, das testierbar ist – was künftig durch strengere Berichtspflichten wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für immer mehr Unternehmen an Bedeutung gewinnen wird.
Die Möglichkeiten des GEM sind mannigfach!
Zur Messung der Transparenz haben die Initiatoren des GEM ein einzigartiges Instrument entwickelt, den GEM Assay™. Dieser analysiert die Berichte anhand von 184 Kriterien, die unter verschiedenen Oberkategorien wie Strategie, Wertschöpfungskette oder Governance zusammengefasst sind. Durch die Erhebung weiterer Metadaten, also etwa die Unternehmensgröße oder ihre Branchenzugehörigkeit, lassen sich die Ergebnisse des GEM nicht nur international, sondern auch intersektoral vergleichen.
So kann beispielsweise ein Automobilhersteller mithilfe des GEM ermitteln, wie er hinsichtlich der Transparenz in seiner Nachhaltigkeitsberichterstattung im Vergleich zu seinen Wettbewerbern abschneidet. Zudem kann er anhand seiner Ergebnisse etwa in der Kategorie Wertschöpfungskette identifizieren, ob bei seinen Zulieferern Nachholbedarf besteht – also ob diese wichtige Kennzahlen nicht liefern. Dies würde den Automobilhersteller gegebenenfalls dazu bewegen, künftige Aufträge nur noch an die Zulieferer zu vergeben, die diese Kennzahlen liefern können.
Dieser Artikel stammt aus der AnlegerPlus-Ausgabe 3/23.
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