Seit 2019 konnten aufgrund eines Streites zwischen der Europäischen Union und der Eidgenossenschaft Schweizer Aktien an europäischen Börsen nicht mehr gehandelt werden. Der Handel verlagerte sich in die Schweiz und nach Großbritannien.
Seit 2019 konnten Aktien aus der Schweiz an europäischen Börsen nicht mehr gehandelt werden. Hintergrund war ein Streit zwischen der Europäischen Union und der Schweiz über ein neues Rahmenabkommen zur künftigen Zusammenarbeit. Um Druck aufzubauen, verweigerte die EU-Kommission damals der Schweiz den Status als „äquivalenten Drittstaat“ im Börsenhandel. Und als Reaktion darauf untersagte die Schweiz den Handel ihrer Aktien an EU-Börsen. Inzwischen ist der Streit beigelegt und der Handel Schweizer Aktien seit dem 2. Mai innerhalb der EU nun wieder freigegeben.
Profitieren die deutschen Anleger von der Wiederaufnahme des Handels?
Eindeutig ja, denn die abschreckend hohen Transaktionskosten entfallen nun. Noch wichtiger ist aber der wieder erleichterte Zugang zum kleinen, aber feinen Schweizer Aktienuniversum. Die Anzahl der börsengehandelten Eidgenössischen Aktien ist zwar mit unter 300 Titeln relativ gering. Doch darunter finden sich zahlreiche einzigartige Weltmarktführer und Hidden Champions.
Welche Titel prägen die Schweizer Börse?
Traditionell ist die Börse in der Schweiz geprägt von hochkapitalisierten Finanztiteln wie UBS und Swiss Life sowie den Mega Caps Roche, Novartis (beides Pharmatitel) und dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Diese tragen wesentlich zu der Schweizer Marktkapitalisierung von 2 Billionen US-Dollar bei, die auf Augenhöhe mit Deutschland liegt.

Top-Analysen, exklusive Tipps & Markttrends – unabhängig und praxisnah.
24-mal im Jahr fundierte Börsenanalysen
Neben den bekannten Namen sind an der Schweizer Börse SIX auch viele Weltmarktführer zu finden wie Richemont mit Marken wie Cartier im Luxusgütersektor, ABB im Bereich Automatisierung und Elektrifizierung, Straumann bei Dentalimplantaten oder Lindt & Sprüngli als Premium-Schokoladenhersteller. Auch Unternehmen mit einer kürzeren Historie haben den Sprung in die Oberliga geschafft. Ein Beispiel hierfür ist der Online-Finanzdienstleister Swissquote. Der Kurs hat sich seit Mitte 2022 vervierfacht. Ein anderes Beispiel ist der Spezialist für Computerzubehör Logitech. Die Aktie ist durch ein Dual-Listing auch an der Nasdaq notiert.
Welche Branche dominiert?
Der größte Schatz der Schweizer Börse ist die große Zahl von Healthcare-Aktien, die im Pharma-, Biotech- und Medtech-Sektor die gesamte Palette der Industrie abbilden. Hier einige Beispiele: Sandoz ist ein global führender Hersteller von Generika und Biosimilars und wurde Ende 2023 von Novartis als Spin-off an die Aktionäre verteilt. Alcon ist ein Spezialist für Augenheilkunde und ebenfalls ein Novartis Spin-off. Der Spezialist für Hautpflege und ästhetische Botox-Therapien Galderma bereicherte seit 2024 die Kursliste.
Bachem entwickelt und produziert komplexe Proteinketten für Bio-Pharma-Unternehmen, die insbesondere für injizierbare Medikationen erforderlich sind. Lonza und Siegfried stellen Medikamente für Big Pharma her und profitieren vom Trend zur Auslagerung der Produktion. Dazu kommen die Beteiligungsgesellschaften BB Biotech und HBM Healthcare. Das einzige Schweizer IPO 2025 war bisher BioVersys, das therapeutische Lösungen gegen antimikrobielle Resistenzen bei Bakterien entwickelt.
Welche Schweizer Unternehmen überzeugen mit robustem Wachstum?
Die Frankenstärke zwingt die meist international aktiven Schweizer Unternehmen zur Effizienz, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie kann aber auch die Gewinne dämpfen. Angesichts der vagen Konjunkturperspektiven empfehlen sich Aktien, die von den erkennbaren Risiken kaum betroffen sind.
Dazu zählt der größte Schweizer Baukonzern Implenia, der ein Drittel seines Geschäfts in Deutschland macht. Implenia ist Tunnelspezialist und an allen europäischen Großprojekten beteiligt. Kraftwerksbau, Datenzentren oder der Ausbau der Münchener S-Bahn zusammen mit HOCHTIEF sind die Stärke des nachhaltig ausgerichteten Bauriesen. Der Auftragsbestand ist auf 7 Mrd. Schweizer Franken angewachsen, der Umsatz 2024 lag bei 3,6 Mrd. Schweizer Franken.
BELIMO ist Weltmarktführer bei Luftklappenantrieben, Ventilen und Sensoren für die Heizungs-, Belüftungs- und Kühlungsindustrie. Die Produkte bringen Effizienzsteigerungen bis zu 50 %. Besonders Daten- und Rechenzentren fragen dessen Lösungen stark nach. Im ersten Quartal stieg der weltweite Umsatz um 23,6 %. Ypsomed wiederum stellt Auto-Injektoren für die Pharmaindustrie her, insbesondere für Diabetes-Patienten. Die Nachfrage wächst kontinuierlich. Die Wachstums- und Gewinnperspektiven liegen bei über 20 % jährlich.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.