Alle 16 Schiffe des Touristik-Weltmarktführers TUI sind wieder im Einsatz, die Buchungen steuern auf das Vorkrisenniveau von 2019 zu und der Cashflow sprudelt wieder. Die TUI-Aktie liegt jedoch noch immer 80 % unter ihrem Hoch – eine aussichtsreiche Spekulation?
Urlaub ist schön, macht Spaß und ist jetzt nach zwei Jahren Pandemie und Reiseeinschränkungen endlich wieder möglich. Auf kaum etwas anderes wollen deutsche oder englische Bürger so ungern verzichten wie auf den Urlaub. Und während sonst die Gürtel durchaus enger geschnallt werden, an der gewohnten Urlaubsreise wird nicht gespart. Gute Voraussetzungen eigentlich für die TUI-Aktie, die zu den am stärksten von Covid gebeutelten Titeln am deutschen Aktienmarkt zählt. Selbst wenn nur die Hälfte des Kursrückgangs wieder aufgeholt wird, so sind das 200 % Kursplus vom aktuellen Niveau.
TUI-Aktie: Pro & Contra
Doch wie realistisch ist eine solche V-förmige Erholung der Aktie? Dafür sprechen der sich abzeichnende sehr viel bessere Geschäftsgang sowie der zu erwartende Stimmungsumschwung der Anleger nach dem schlechtesten Jahresauftakt der Börsen seit Jahrzehnten. Auch die auf weniger als 4 Mrd. Euro zusammengeschrumpfte Börsenbewertung kann spekulative Investoren locken.
Dagegen sprechen jedoch mehrere gewichtige Punkte. Die Verschuldung ist in den Covid-Jahren drastisch angestiegen und muss nun schnell reduziert werden. Die von Regierung und KfW gewährte Unterstützung muss ebenfalls weiter zurückgeführt werden, um über eine wieder vorzeigbare Bilanz zu verfügen. Immerhin hat eine Kapitalerhöhung 425 Mio. Euro eingebracht – ein Vertrauensbeweis der Aktionäre.
Nicht unwahrscheinlich bleibt trotz allem Optimismus zudem natürlich, dass die aktuelle Teuerungswelle die verfügbaren Einkommen und damit auch die touristischen Aktivitäten der Konsumenten 2023 und danach einschränken wird. Die Perspektiven von TUI sehen dann wohl weniger rosig aus.
Der Schatten der Sanktionen
Die größte Bremse für die Erholung der Aktie könnte jedoch der Großaktionär Alexei Mordaschow sein, ein russischer Oligarch, der seit 28.2.2022 von der EU mit Sanktionen belegt ist. Sein Vermögen wurde eingefroren. Doch kurz vorher übertrug er ein TUI-Aktienpaket von 29,9 % an seine dritte Ehefrau Marina bzw. deren Holding Ondero, die auf den Britischen Jungferninseln eingetragen ist.
An den westlichen Börsen sind alle Aktien von Gesellschaften mit signifikanter Beteiligung russischer Oligarchen in den letzten Monaten abgesackt. Wie ein Damoklesschwert hängt die Unsicherheit über den Gesellschaften. So auch bei TUI. Der Touristik-Weltmarktführer hat nun plötzlich einen unbekannten Großaktionär mit fast 30 %, der in einem karibischen Steuerparadies sitzt. Das kann Investoren für die Dauer von Krieg und Sanktionen von Engagements abhalten. Dennoch besteht eine spekulative Chance, die allerdings nur für Anleger geeignet scheint, die trotz hoher Volatilität gut schlafen können.
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Foto: © Mathias Kokartis / Cruise Vision GmbH