Partizipationszertifikate gehören zu den vielseitigsten Anlageinstrumenten auf dem Markt. Sie ermöglichen Anlegern, an Aktien, Indizes oder ganzen Strategien teilzuhaben, ohne direkt Aktionär oder Fondsinvestor zu sein. Doch nicht jedes Zertifikat funktioniert gleich – und die Risiken unterscheiden sich teils deutlich.
Zwei Grundformen von Partizipationszertifikaten
Partizipationszertifikate sind Sammelbegriff für unterschiedliche Konstruktionen, die sich grob in zwei Gruppen einteilen lassen:
Unternehmensnahe, aktienähnliche Zertifikate
Diese Papiere werden von Aktiengesellschaften selbst ausgegeben, um Eigenkapital zu stärken. Sie ähneln in ihrer Funktion Aktien, bieten oft eine Gewinn- oder Dividendenbeteiligung, sind aber ohne Stimmrechte ausgestattet. Beispiele sind die in der Schweiz verbreiteten Partizipationsscheine von Roche oder Lindt & Sprüngli. Anleger partizipieren am Unternehmenserfolg, tragen aber auch unternehmerische Risiken.
Banken- und indexbasierte Zertifikate
Hierbei handelt es sich um Produkte, die von Banken oder Wertpapierhäusern emittiert werden. Sie machen Indizes, Aktienkörbe oder Strategien investierbar, die als ETF nicht oder nur schwer zugänglich wären. Dazu zählen etwa Zertifikate auf speziell konstruierte Solactive-, Stoxx- oder hauseigene Indizes. Die Bank verpflichtet sich, die Wertentwicklung 1:1 abzubilden – abzüglich laufender Gebühren.
Diese Unterscheidung ist wichtig: Während die erste Gruppe primär zur Kapitalaufnahme dient, steht bei den bankseitig emittierten Produkten der Zugang zu Märkten und Strategien im Vordergrund.
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Emittenten, Laufzeiten und Vorteile gegenüber ETFs
Emittenten sind also entweder Unternehmen selbst oder Finanzinstitute wie Deutsche Bank, Commerzbank, UBS oder Vontobel. Letztere dominieren den Markt für Index- und Themenzertifikate.
Laufzeiten können befristet oder unbefristet sein. Viele Zertifikate laufen unbegrenzt, enthalten aber ein Kündigungsrecht des Emittenten. Für Anleger heißt das: Auch ohne Enddatum kann das Investment jederzeit beendet werden.
Vorteile gegenüber ETFs:
- Flexiblere Strukturierung, teils mit Bonus- oder Ertragskomponenten.
- Zugang zu Nischenmärkten und Strategien, die für ETFs zu speziell sind.
- Möglichkeit, Themen wie Nachhaltigkeit, Zukunftstechnologien oder maßgeschneiderte Aktienkörbe investierbar zu machen.
Risiken: mehr als nur Kursschwankungen
Neben dem offensichtlichen Kursrisiko gibt es weitere Punkte, die Anleger beachten sollten:
- Transparenzrisiko: Besonders bei selbst konstruierten Indizes ist die Nachvollziehbarkeit eingeschränkt. Anders als beim DAX oder S&P 500 sind Zusammensetzung und Berechnung nicht immer vollständig transparent. Auch die Kursbildung des Zertifikats selbst hängt von Marktpflege und Preisstellung der Bank ab. Zudem erfordert die Funktionsweise von Zertifikaten ein genaues Studium der Verkaufsunterlagen, da die Bedingungen komplex und nicht einheitlich sind.
- Emittentenrisiko: Als Schuldverschreibung hängt die Rückzahlung von der Bonität der Bank ab. Geht der Emittent insolvent, droht Totalverlust.
- Liquiditätsrisiko: Zertifikate sind häufig nur an wenigen Börsen handelbar. Geringes Volumen kann zu weiten Spreads führen.
- Kündigungsrisiko: Unbefristete Zertifikate können vom Emittenten vorzeitig zurückgezahlt werden.
- Kostenrisiko: Verwaltungs- und Strukturgebühren sind oft intransparent in die Indexberechnung eingepreist.
- Währungsrisiko: Bei Zertifikaten auf ausländische Basiswerte können Wechselkursschwankungen Renditen belasten.
Fazit
Partizipationszertifikate eröffnen zwar den Zugang zu Märkten und Strategien, die über klassische Fonds nicht erreichbar sind. Gerade für Themeninvestments oder maßgeschneiderte Indizes können sie auf den ersten Blick eine attraktive Ergänzung sein.
Aus Sicht des Anlegerschutzes überwiegen jedoch die Nachteile. Zertifikate sind Schuldverschreibungen ohne Sondervermögensschutz und damit stets vom Emittentenrisiko abhängig. Hinzu kommen Intransparenz bei selbst konstruierten Indizes, komplexe Produktbedingungen und die Gefahr einer vorzeitigen Kündigung durch den Emittenten. Anleger tragen also Risiken, die bei ETFs oder Direktanlagen nicht bestehen.
Vor diesem Hintergrund eignen sich Partizipationszertifikate in erster Linie für erfahrene Anleger, die bereit sind, die oft umfangreichen Verkaufsprospekte genau zu studieren und die Mechanismen der Preisbildung zu verstehen. Für die breite Masse privater Investoren stellen ETFs oder Direktanlagen in aller Regel die transparentere und sicherere Alternative dar.
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