Jetzt ist es raus: Warren Buffett wird nach über einem halben Jahrhundert an der Spitze von Berkshire Hathaway zum Jahresende die operative Führung abgeben. Für die Finanzwelt ist das mehr als ein Führungswechsel, es ist das Ende einer Ära. Denn mit Buffett tritt nicht einfach ein CEO ab, sondern ein Investor, der für Generationen von Anlegern zum Maßstab wurde.
Buffett war das Gesicht, das Prinzip und das Vertrauen hinter einer der außergewöhnlichsten Beteiligungsholdings der Welt. Seit 1965 lenkt er die Geschicke von Berkshire Hathaway, zunächst als Mehrheitsaktionär, ab 1970 dann auch formal als CEO. Was er aus einem maroden Textilunternehmen gemacht hat, sucht seinesgleichen: Eine breit aufgestellte Holding, deren Wert für Aktionäre stetig gewachsen ist. Seine Prinzipien waren und sind legendär: Investieren in verständliche Geschäftsmodelle, klare Wettbewerbsvorteile, konservative Finanzierung und ein langer Anlagehorizont.
IMMER TOP INFORMIERT ...
... mit unserem kostenlosen Newsletter. Melden Sie sich noch heute an - Wir freuen uns auf Sie und halten in unserer Begrüßungsmail ein Rabattangebot für Sie bereit!
Buffett ließ sich in aller Regel weder von kurzfristigen Moden leiten noch von Markthypes anstecken. Während andere Tech-Aktien jagten, blieb er lange bei klassischen Industriewerten. Spät, aber mit klarem Kalkül, stieg er dann beispielsweise doch bei Apple ein – ein Investment, das sich zu einem der erfolgreichsten in der Geschichte von Berkshire entwickelte.
Natürlich war auch Buffett nicht frei von Fehlgriffen. Die Übernahme des Schuhherstellers Dexter erwies sich als Totalverlust, bezahlt mit Berkshire-Aktien, die heute Milliarden wert wären. Auch der Einstieg beim britischen Einzelhändler Tesco kam Anleger teuer zu stehen. Und mit dem Ausstieg aus US-Airlines mitten in der Corona-Krise verpasste Buffett deren spätere Erholung. Doch wer investiert, kann nicht immer richtig liegen. Entscheidend ist die Bilanz über Jahrzehnte. Und die spricht für sich: Von 1964 bis 2024 stieg der Börsenwert pro Berkshire-Aktie laut Unternehmensangaben um 5.502.284 %.
Mit dem Rückzug Buffetts verliert die Berkshire-Aktie nun eines ihrer wichtigsten Kaufargumente: Das Vertrauen in das Urteilsvermögen eines Mannes, der für viele Anleger zu der Instanz des Kapitalmarkts geworden ist. Auch wenn mit Greg Abel ein fähiger Nachfolger bereitsteht, ist eines klar: Der Nimbus des „Orakels von Omaha“ lässt sich nicht weitergeben. Berkshire war mehr als die Summe ihrer Beteiligungen. Es war ein einzigartiges Konstrukt, geprägt vom Stil und Anspruch zweier Persönlichkeiten: Warren Buffett und Charlie Munger. Mit dem Tod Mungers und dem bevorstehenden Rückzug Buffetts verschwindet dieses Alleinstellungsmerkmal.
Für Anleger war das schon immer das Risiko: ein Konzern, der stark vom Urteil zweier Männer abhing. Dieses Risiko wird nun Realität. Berkshire bleibt ein beeindruckendes Unternehmen, aber ohne Buffett ist es ein anderes. Anleger müssen sich nun fragen: Investiere ich in die Substanz oder in das Prinzip Buffett? Beides war bisher in einer Aktie machbar. Ab 2026 nicht mehr.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.