Von Prof. Philipp Bagus, Universidad Rey Juan Carlos, Madrid
Präsident Javier Milei gelingt in Argentinien eine spektakuläre Wende, durch mehr Freiheit und weniger Staat.
In Argentinien werden wir gerade Zeuge eines einmaligen historischen Ereignisses. Ein Land, das einmal eines der reichsten Länder der Welt war und über Jahrzehnte vom Sozialismus in seiner Ausprägung des Peronismus heruntergewirtschaftet wurde, wählte im November 2023 den ersten liberal-libertären Präsidenten der Welt, Javier Milei.
Im Dezember 2023 stand das Land vor der Hyperinflation. Die monatliche Inflationsrate hatte sich auf 25,5 % beschleunigt. Das konsolidierte Staatsdefizit lag bei 15 % des Bruttoinlandsprodukts, 5 % im Haushalt und 10 % in der Zentralbank, die sich ebenfalls verschuldet hatte. Die Zinsen von bis zu 135 % wurden durch die Ausgabe neuer Pesos finanziert. Es grenzt an ein Wunder, dass eine Hyperinflation und mit ihr ein Absturz in Armut und Chaos verhindert wurde. Doch Milei, der ein bekennender Ökonom der Österreichischen Schule ist und den Staat hasst, gelingt die Wende.
Milei beseitigte das Defizit und führte Argentinien zum ersten Haushaltsüberschuss in 123 Jahren. Dafür musste Milei die Staatsausgeben radikal senken. Mit der Kettensäge. Er hat alle öffentlichen Bauprojekte eingestellt, Mediengelder und Subventionen gekürzt, Transfers an die Provinzen eingestellt, die Zahl der Staatsbediensteten um 44.000 verringert, 200 Regierungsbehörden ganz geschlossen und Gehälter von Staatsangestellten sowie zu Beginn auch die Renten gekürzt.
Insgesamt hat er die Staatsausgaben real um 30 % gekürzt. Trotzdem kam es nicht zu einer wirtschaftlichen Katastrophe. Keynesianische Ökonomen fürchten Staatsausgabenkürzungen, verringerten sie doch die aggregierte Nachfrage, was zu einer riesigen Rezession und Arbeitslosigkeit führe. Tatsächlich endete die schon vor Mileis Amtsantritt im Dezember 2023 begonnene Rezession unerwartet schnell. Es kam zu einer Erholung in V-Form. Seit April 2024 wächst die Wirtschaft. Die Industrieproduktion, die Agrarproduktion, die Energieproduktion legen zu. Ein Außenhandelsüberschuss wurde erwirtschaftet. Der Index der wirtschaftlichen Aktivität ist von Dezember 2023 bis 2024 um etwa 5 % gestiegen. Auch für dieses Jahr wird kräftiges Wachstum erwartet, der IWF sieht es bei 5 %.
Milei hat den Argentiniern Freiheit zurückgegeben. Das Defizit von 15 % des BIP repräsentiert Ressourcen, die der Staat in Anspruch nahm und die jetzt wieder den Bürgern zur Verfügung stehen. Und das ist erst der Anfang. Milei senkte die Staatsquote von knapp 40 % im Jahr 2023 auf 32 % im Jahr 2024. Bis 2027 soll sie auf mindestens 25 % fallen.
Vielfach wird befürchtet, der Sparkurs gehe auf Kosten der Armen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Armutsquote ist in Folge des Inflationsrückgangs und der Staatsverkleinerung von 56 % im Januar 2024 auf 33 % im Januar 2025 zurückgegangen. 10 Millionen Argentinier sind in der Ära Milei der Armut entkommen. Das sind 25.000 Menschen pro Tag. Dank der libertären Rezepte. Die Formel „weniger Staat, mehr Freiheit“ wirkt.

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Zum Autor

Philipp Bagus ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid. Jüngst ist sein Buch „Die Ära Milei – Argentiniens neuer Weg“ erschienen.
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