Ein turbulentes Börsenjahr geht zu Ende

Franziska Böckler
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Franziska Böckler

Ein ereignisreiches Jahr 2020 mit vielen Höhen und Tiefen verabschiedet sich. Der wohl einschneidendste Punkt ist die weltweite Coronapandemie, die die Welt in Atem hält und für ein außergewöhnliches Börsenjahr gesorgt hat.

Der DAX startete stabil in das neue Jahr und kletterte auf ein neues Allzeithoch. Aufgrund der guten Wirtschafts- und Konsumdaten rechneten viele Anleger mit einem weiter boomenden Markt. Die gefragtesten Aktien kamen aus den Bereichen Elektromobilität, alternative Energien und Antriebsmöglichkeiten. Im Hinblick auf die bestehende Klimakrise forschen und arbeiten viele Unternehmen an umweltfreundlichen Alternativen.

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Dem guten Jahresstart folgte im März der stärkste Kursrückgang der DAX-Geschichte aufgrund der hereinbrechenden Coronapandemie. Innerhalb eines Monats verlor der deutsche Leitindex knapp
40 % an Wert, erholte sich allerdings in den folgenden Monaten fast vollständig. Die turbulenten Kursbewegungen lockten viele neue Anleger an die Börse und führten zu regen Handelsumsätzen. 

Skandal um DAX-Unternehmen

Zu den weniger guten Erinnerungen an das bald abgelaufene Börsenjahr gehören der wohl größte Skandal in der Geschichte des deutschen Leitindex: Der Betrugsvorwurf in der Wirecard-Aktie und der anschließenden Insolvenzanmeldung des Unternehmens. Gerade in dieser Zeit, in der viele neue Anleger an den Märkten aktiv geworden sind und den Börsen kräftig Aufschwung gegeben haben, wird einem DAX-Unternehmen Bilanz- und Marktmanipulation in einem bis dahin nie dagewesenen Maße vorgeworfen. Daraufhin folgte im Juni der massive Kurseinbruch, bei dem zahlreiche Anleger viel Geld verloren.

Das Vertrauen in den DAX wurde erschüttert und führte zu kontroversen Diskussionen über die Regularien des deutschen Leitindex. Daraus resultierend wurden bereits erste Veränderungen und Anpassungen an den Auswahlkriterien vorgenommen. Die wohl größte Neuerung folgt dann im nächsten Jahr mit der Erweiterung des DAX um 10 Unternehmen von aktuell 30 auf 40 Mitglieder.

Biotechnologie-Unternehmen im Fokus

Die Anleger ließen sich erfreulicherweise von der Wirecard-Pleite nicht verschrecken und handelten auch in der zweiten Jahreshälfte aktiv weiter. Dabei rückten aufgrund der andauernden Pandemie Biotechnologie-Unternehmen in den Fokus der Anleger. Mehrere Unternehmen arbeiten an der Entwicklung eines Impfstoffes, die ersten Zulassungen dafür wurden bereits beantragt. Mit großer Spannung warten alle darauf, ab wann ein Impfstoff zum flächendeckenden Einsatz kommt und die damit verbundene Hoffnung erfüllt, wieder zum normalen Alltag zurückkehren zu können.

Neben den Biotechnologie-Unternehmen gehört auch der Onlinehandel zu den Gewinnern der Krise. Der bereits bestehende Trend, Einkäufe online zu tätigen, wurde durch die Pandemie verstärkt und beschleunigt. Die großen Online-Plattformen profitieren von der Verlagerung der Kaufaktivitäten auf das Internet und den damit gestiegenen Handelsumsätzen.

Ausblick

Es ist erfreulich zu sehen, dass gerade in solch volatilen Zeiten immer mehr neue Privatanleger an die Börse strömen. Das drückt sich einerseits in mitunter deutlich geringeren Ordergrößen, andererseits in stark angestiegenen Orderzahlen aus. Allein an Deutschlands ohnehin schon liquidester Privatanlegerbörse betrug die Steigerung der ausgeführten Aufträge bis Ende November 30 Millionen und entspricht damit einem Plus von 194 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bis zu fast 600.000 Trades und ein Umsatz von 3,7 Mrd. Euro an einem einzigen Handelstag lassen positiv gestimmt auf das kommende Börsenjahr schauen, das mit Brexit, Biden, Corona und der Bundestagswahl weiter spannend bleiben wird.

Zur Autorin

Franziska Böckler ist Leiterin der Handelsüberwachungsstelle bei Tradegate Exchange.

Bild: Tradegate Exchange GmbH

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