EZB senkt erneut Leitzinsen – das Ende der Zinssenkungen?

EZB Zinssenkungen

Die EZB hat erneut an der Zinsschraube gedreht. Doch mit der achten Leitzinssenkung könnte das Ende des Lockerungskurses erreicht sein. Präsidentin Lagarde warnt vor globalen Risiken. Ob die EZB vorerst auf weitere Zinssenkungen verzichtet, bleibt offen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag zum achten Mal in Folge ihre Leitzinsen gesenkt. Der Zinssatz für die Einlagefazilität fällt damit ab dem 11. Juni 2025 auf 2,00 %. Auch der Hauptrefinanzierungssatz (2,15 %) und der Spitzenrefinanzierungssatz (2,40 %) sinken um jeweils 25 Basispunkte. Hintergrund der Entscheidung ist die deutlich gesunkene Inflation im Euroraum – und eine insgesamt abgeschwächte Preisentwicklung, insbesondere bei Energie.

Inflationsziel vorerst erreicht

Nach Angaben der EZB liegt die aktuelle Verbraucherpreisinflation in der Eurozone bei 1,9 % und damit erstmals wieder unter der Zielmarke von 2 %. In ihrer aktualisierten Projektion geht die Notenbank davon aus, dass sich die Inflation im Jahresverlauf stabil bei 2,0 % halten wird, 2026 auf 1,6 % fällt und 2027 erneut auf 2,0 % ansteigt. Hauptgrund für die jüngste Entspannung sind sinkende Energiepreise und ein stärkerer Euro. Auch die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel zeigt sich rückläufig und soll laut Prognose 2026 auf unter 2 % sinken.

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    EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte auf der Pressekonferenz in Frankfurt: „Die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation deuten darauf hin, dass sich die Inflation nachhaltig im Bereich unseres mittelfristigen Ziels einpendeln wird.“ Zwar sei das Lohnwachstum weiterhin erhöht, doch die Gewinnmargen der Unternehmen dämpften die Auswirkungen auf die Preise.

    Kein klarer Kurs: EZB hält sich Zinssenkungen offen

    Ob es mit den Zinssenkungen weitergeht, ließ Lagarde offen. Eine Entscheidung über den weiteren geldpolitischen Kurs wolle man künftig „von Sitzung zu Sitzung“ treffen. Das Umfeld sei derzeit „von außergewöhnlich hoher Unsicherheit“ geprägt – insbesondere wegen geopolitischer Risiken und der unklaren Handelspolitik unter einem möglichen neuen US-Präsidenten Trump. In internen Szenarioanalysen untersucht die EZB bereits mögliche Auswirkungen neuer Handelskonflikte auf Wachstum und Inflation.

    Die jüngste Entscheidung des EZB-Rats fiel nicht einstimmig. Beobachter gehen davon aus, dass es Widerstand aus dem eher restriktiven Lager im deutschsprachigen Raum gab. Innerhalb des Rats mehren sich nun Stimmen, die nach acht Senkungen in Folge eine Zinspause fordern. Die Argumentation: Das aktuelle Niveau reiche aus, um den geldpolitischen Kurs weiter zu übertragen.

    Zwischen Stabilität und Unsicherheit

    Die konjunkturellen Projektionen der EZB sehen ein moderates Wachstum von 0,9 % für das laufende Jahr. Für 2026 und 2027 werden Zuwächse von 1,1 % bzw. 1,3 % erwartet. Dabei stützen vor allem höhere Realeinkommen, ein robuster Arbeitsmarkt und steigende öffentliche Investitionen das Wachstum. Gleichzeitig bleiben Unsicherheiten bestehen – insbesondere durch geopolitische Spannungen und volatile Märkte. Die EZB will daher weiterhin flexibel bleiben. 

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    Foto: © Dollar General

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