Wer Geld anlegt, der möchte damit Rendite erzielen, sei es über Zinsen, Dividenden oder Kurgewinne. Jede Anlageform birgt Risiken des Vermögensverlustes. Wer sein Geld z.B. auf ein Sparkonto legt, erhält dafür inzwischen zwar wieder Zinsen, doch diese sind deutlich niedriger als die derzeitige Inflation. Das bedeutet, real, also nach Abzug der Geldentwertung (Inflationsrate) von den Zinsen, verliert das Vermögen an Wert. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem negativen Realzins.
Wer in Aussicht auf eine höhere Rendite höhere Risiken eingeht, z. B. über eine Aktienanlage, der kann damit Kursverluste erleiden, wenn die Börsen einbrechen, so wie wir das in diesem Jahr beobachten können. Diese Verluste materialisieren sich jedoch nur dann, wenn man über das angelegte Geld verfügen möchte oder muss. Im anderen Fall kann man die Kursverluste eventuell aussitzen. Rendite, Risiko und Verfügbarkeit sind also die klassischen Kriterien, nach der eine Geldanlage beurteilt wird.
In den letzten Jahren ist nun ein weiterer Aspekt, nämlich der der Nachhaltigkeit hinzugekommen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anlageformen, die beispielsweise Investitionen in die klimaschädliche Verstromung von Kohle oder Kinderarbeit ausdrücklich ausschließen. Der Anteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtmarkt stieg 2021 von 6,4 auf 9,4 %. Allerdings gibt es noch keine einheitlichen Mindeststandards für nachhaltige Geldanlagen. Immerhin müssen seit August 2022 Finanzberater den Kunden bei der Beratung fragen, ob ökologische oder soziale Aspekte sowie Kriterien einer guten Unternehmensführung in die Investmentscheidung für ein Finanzprodukt einfließen sollen. Doch das hilft immer noch nicht bei der Beurteilung, ob die Geldanlage dem eigenen Verständnis von Nachhaltigkeit tatsächlich entspricht. Wie findet man also wirklich nachhaltige Angebote? Welche Tücken gibt es? Was ist „Greenwashing“? Der Finanzexperte Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW gibt Tipps, wie man sich im Dschungel der Angebote zurechtfindet.
Inhalt
- Das richtige Angebot finden
- Die Risiken vorab einschätzen
- Greenwashing und Impact-Washing erkennen
- Weiterführende Infos & Links
Das richtige Angebot finden
Nachhaltige Geldanlagen gibt es in vielen Bereichen, beispielsweise bei Sparbriefen, Festgeldern oder Fonds (z.B. ETFs). Wichtig ist es, sich über die Anlageform klar zu werden und darüber, was man selbst unter Nachhaltigkeit versteht. Soll die Geldanlage eine konkrete und im Idealfall nachprüfbare Auswirkung haben („impact”) wie zum Beispiel weniger CO2-Ausstoß? Dann spricht man von Positivkriterien. Oder reicht es, Geld so anzulegen, dass es keinen Schaden anrichtet, also etwa nicht in Kohle-Unternehmen investiert ist? Das wäre ein Negativ-Kriterium – man bestimmt, in welche Unternehmen oder Branchen kein Geld fließt. Möglich ist auch, in ausschließlich „grüne“ Unternehmen zu investieren oder aber in umweltverschmutzende oder CO2-ausstoßende „braune“ Unternehmen, die erst „gelb“ und später „grün“ werden wollen. Atomkraft ist für manche ein No-Go, für andere akzeptabel oder sogar „grün“. Eine Definition aus der Wissenschaft lautet: Nachhaltig ist jedes Verhalten, das zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens beiträgt.
Die Risiken vorab einschätzen
Bei jeder Geldanlage hängen die Chancen und Risiken vor allem von der gewählten Produktklasse ab. So gilt für Festgelder und Sparbriefe der Schutz der gesetzlichen Einlagensicherung. Allerdings sind die Renditeaussichten überschaubar. Fondsanteile haben eine höhere Renditechance und sind als Sondervermögen gegen eine mögliche In-solvenz der Fondsgesellschaft geschützt, mit Kursrisiken muss man aber leben können. Nicht empfehlenswert für Privatanleger:innen sind geschlossene Fonds oder sonstige unternehmerische Beteiligungen, da das Geld ganz oder teilweise verloren sein kann, wenn ein Anbieter Insolvenz anmelden muss. Das gilt auch bei Umweltinvestments in Windparks oder Waldprojekten. Es bestehen die gleichen Ertragschancen und Verlustrisiken wie bei konventionellen Geldanlagen.
Greenwashing und Impact-Washing erkennen
Der Begriff „Nachhaltige Geldanlage“ ist nicht geschützt. Deshalb geben sich manche Unternehmen oder Produkte einen grünen Anstrich, obwohl sie entsprechende Maßnahmen mit ihren Projekten gar nicht wirklich verfolgen. Ein Produkt wird als nachhaltig beworben, ohne es tatsächlich zu sein. Das nennt man „Greenwashing“. Beim „Impact-Washing“ dagegen wird die durch die Geldanlage erzielbare Wirkung geschönt, das heißt, es wird eine Wirkung suggeriert, die es so gar nicht gibt. Es kann auch sein, dass „Greenwashing“ und „Impact-Washing“ Hand in Hand gehen – also eine besonders perfide Täuschung vorliegt. Ein unabhängiges staatliches Siegel, das Sicherheit bieten könnte, existiert leider nicht. Anleger:innen sollten deshalb ihre eigenen Ziele definieren und die Versprechen der Anbieter so gut wie möglich prüfen. Auf jeden Fall sollte man nur Geld anlegen, was man übrig hat. Bei nachhaltigen Aktien-ETF-Anlagen empfiehlt sich ein Zeithorizont von zehn Jahren.
Weiterführende Infos und Links:
- Mehr zur nachhaltigen Geldanlage unter: https://www.verbraucherzentrale.nrw/node/11071
- Spezialseite der Verbraucherzentrale Bremen unter:
https://www.geld-bewegt.de/
Eine unabhängige Produktbewertung bietet die Stiftung Warentest: https://www.test.de/thema/nachhaltige-geldanlage/
Weiterführende Links:
Beitrag der BaFin über nachhaltige Geldanlagen