Ein solides und zu den eigenen Vermögenszielen passendes Portfolio aus ETFs zu erstellen ist nicht so einfach. Viele Anleger fühlen sich ob der Flut an Produkten überfordert oder haben keine Zeit, sich intensiv mit der Materie zu beschäftigen. Ein Multi-Asset ETF kann eine passende Lösung liefern.
- Was ist ein Multi-Asset ETF?
- Multi-Asset ETFs von DWS
- Multi-Asset ETFs von Lyxor
- Multi-Asset ETFs von BlackRock
- Lohnt sich ein Investment in Multi-Asset ETFs?
- Fazit
- Multi-Asset ETF FAQ
Was ist ein Multi-Asset ETF?
Der langfristige Anlageerfolg wird maßgeblich durch die richtige Struktur des Wertpapierdepots bestimmt. Logisch, denn wer in den Märkten engagiert ist, die gerade laufen, erzielt zwangsläufig gute Ergebnisse.
Da treffsichere Prognosen der Märkte leider nicht zu stellen sind, macht ein strategischer Ansatz bei der Depotaufstellung Sinn. In der Praxis gilt es zunächst die eigene Risikobereitschaft zu ermitteln. Sie bestimmt die Höhe der Aktienquote – der Anlageklasse, die zwar stark schwankt (risikoreicher ist), dafür langfristig aber die höchsten Renditen liefert. Ist der Anteil an Aktien, Anleihen und eventuell noch Rohstoffen und Immobilien klar, geht es in die nächste Runde: Wo und in welche Aktien, Anleihen usw. soll wie viel investiert werden?
Spätestens jetzt wird klar, dass zur Beantwortung dieser Frage eine eigene Meinung zu den Märkten und etwas Hintergrundwissen erforderlich sind. Denn durch eine breite globale Streuung und die Berücksichtigung der Korrelationen zwischen einzelnen Anlageklassen lassen sich unnötige Risiken reduzieren. Wer sich also ein individuelles ETF-Depot zusammenstellen möchte, ist ganz schön gefordert.
Anlegern hier mit einer einfachen Lösung entgegenzukommen, ist das Ziel sogenannter Portfolio- oder Multi-Asset-ETFs. Abhängig von der eigenen Risikobereitschaft und Renditeerwartung ist nur der ETF mit der passenden Strategie (konservativ, ausgewogen, dynamisch) zu wählen. Multi-Asset-ETFs sind in der Regel Dachfonds, die ihr Vermögen über einzelne Ziel-ETFs in unterschiedliche Anlageklassen und Märkte aufteilen.
Multi-Asset ETFs von DWS
Die gute Idee, einen Portfolio-ETF aufzulegen, hatte die DWS bereits im November 2008. Der Xtrackers Portfolio ETF 1C investiert zu mindestens 30 % und maximal 70 % in Aktien-ETFs. Mindestens die Hälfte der Anlagen muss in auf Euro lautende Bestandteile erfolgen.
Damit hat das Team um Dr. Andreas Beck einen recht breiten Spielraum, um die Strategie des Xtrackers Portfolio ETF auszurichten. Das Strategie-Komitee um Dr. Beck überprüft die Zusammensetzung des Portfolios routinemäßig einmal im Quartal, kann aber auch bei einschneidenden Marktereignissen eingreifen. Bestückt wird das Portfolio ausschließlich mit Xtrackers-ETFs.
Als konservativere Variante hat die DWS im Februar 2011 den Xtrackers Portfolio Income ETF 1D nachgelegt. Hier ist der Anteil an Aktien-ETFs auf 30 % begrenzt, Euro-Anlagen machen mindestens 60 % des Portfolios aus. Dieser ETF wird ebenfalls aktiv unter der Leitung von Dr. Beck verwaltet.
Mit laufenden Kosten von 0,70 % p. a. bzw. 0,65 % p. a. in der konservativeren Income-Variante sind die beiden Xtrackers-Portfolios keine günstigen ETFs. Im Vergleich zu den meisten aktiv verwalteten Mischfonds oder Dachfonds stellen sie kostenseitig aber echte Schnäppchen dar.
Multi-Asset ETFs von Lyxor
Mitbewerber Lyxor bietet gleich drei Multi-Asset ETFs mit unterschiedlichen Ausrichtungen an. Die ausgewogene Variante mit mittlerem Chance-Risiko-Verhältnis wurde 2016 aufgelegt. Jeweils ein konservativeres und dynamischeres Pendant folgten 2018.
Anders als die Portfolio-ETFs der DWS (Xtrackers) werden die Lyxor-Produkte nicht aktiv gemanagt. Hier wurde einmalig eine Anlagestruktur festgelegt, ein Rebalancing (Zurücksetzen auf die ursprüngliche Verteilung) erfolgt einmal im Jahr. Unterjährig wird nur rebalanciert, sofern sich der Aktienanteil um mehr als 5 % von der Ausgangsgewichtung entfernt.
- Die Aktienquote des konservativen Lyxor Portfolio Strategy Defensive ETF liegt bei 40 %, weitere 40 % werden in Anleihe-ETFs investiert. Abgerundet wird das Portfolio durch einen Geldmarkt-ETF und Gold-ETCs mit einem Anteil von jeweils 10 %.
- Das ausgewogene Portfolio des Lyxor Portfolio Strategy ETF besteht aus 60 % Aktien-ETFs, 30 % Anleihen-ETFs und 10 % Rohstoff-ETFs.
- Der dynamische Lyxor Portfolio Strategy Offensive ETF investiert sogar zu 80 % in Aktien. Ergänzt wird das Porfolio hier ebenfalls um Anleihen (10 %) und Rohstoffe (10 %).
Mit laufenden Gesamtkosten zwischen 0,41 % und 0,52 % p. a. sind die passiven Lyxor-ETFs etwas günstiger als die aktiv gemanagten Xtrackers-ETFs.
Multi-Asset ETFs von BlackRock
Seit rund einem Jahr bietet auch der Branchenriese BlackRock die drei folgenden Portfolio-ETFs mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen an:
- BlackRock ESG Multi-Asset Conservative Portfolio
- BlackRock ESG Multi-Asset Moderate Portfolio
- BlackRock ESG Multi-Asset Growth Portfolio
Ähnlich wie bei der DWS werden die BlackRock-ETFs aktiv verwaltet und mit konzerneigenen iShares-Produkten zusammengestellt. Die jährliche Gesamtkostenquote von 0,25 % ist ausgesprochen günstig.
Mit dem Kürzel ESG im Namen, das für die Themen Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Government (gute Unternehmensführung) steht, wird auf die nachhaltige Ausrichtung der Portfolios verwiesen. Kritischen Anlegern wird der verfolgte Nachhaltigkeitsansatz aber kaum genügen. Hier reicht es, wenn mindestens 80 % des Fondsvermögens in ETFs investiert sind, die Indizes mit ESG-Filtern nachbilden.
Lohnt sich ein Investment in Multi-Asset ETFs?
In den letzten drei Jahren lieferten die vorgestellten Portfolio-ETFs solide Leistungen ab. Die Bandbreite liegt zwischen 13 % (Xtrackers Portfolio Income ETF) und 33 % beim Lyxor Portfolio Strategy Offensive ETF. Die Ergebnisse sind ein genauer Spiegel der jeweils möglichen Aktienquote der ETFs. Das höhere Risiko wurde in diesem Zeitraum also auch mit entsprechend höheren Renditen belohnt.
Aufgrund der nur kurzen Historie der BlackRock-ETFs sind keine wirklich aussagefähigen Vergleiche möglich. Bislang konnten sie ihren Kostenvorteil allerdings nicht ausspielen. Sie liegen bei der Wertentwicklung jeweils hinter den entsprechenden Lyxor-Varianten zurück.
Fazit
Bei der Innovationsfreude der Fondsindustrie ist es verwunderlich, dass es bislang nur so wenige Portfolio-ETFs gibt. Denn die Lösung hat ihren Charme: Zurück zur Ursprungsidee des Fonds – einer einfachen und passenden Rundum-Lösung für Anleger, die selbst eben genau kein Wertpapierexperte sein müssen. Hier ist es mit der Auswahl der passenden Strategie getan und eine günstige Gebührenstruktur sorgt für geringe Kosten. Dank regelmäßigem Rebalancing innerhalb der Portfolio-ETFs erübrigt sich die Überwachung des Depots, solange sich an den eigenen Anlagezielen nichts ändert.
Wer allerdings Spaß und Interesse an der Börse hat und eigene Ideen umsetzen möchte, wird mit Portfolio-ETFs nicht glücklich. Aber für diese Zielgruppe gibt es ja zum Glück ETFs und Fonds in Hülle und Fülle.
Multi-Asset ETF FAQ
Aus Diversifikationsgründen kann es durchaus sinnvoll sein mehrere ETFs zu haben. Bei der Auswahl sollte man die eigene Anlagestrategie stets im Blick behalten.
Bei einer Multi-Asset Strategie werden mehrere Anlageklassen bei einer Strategie berücksichtigt. Neben Aktien können dabei auch z.B. Rohstoffe oder Anleihen in einem Depot liegen.
Bei einem Multi-Asset ETF sind mehrere Anlageklassen in einem ETF enthalten.
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