Neue Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft zeichnen ein düsteres Bild des heimischen Arbeitsmarktes. Während die Zahl der Beschäftigen stagniert, gibt es mehr Arbeitslose. Die Forscher fordern Parteien und Gewerkschaften auf, einen wirtschaftsfreundlichen und wachstumsfördernden Kurs einzuschlagen.
Zum Tag der Arbeit am 1. Mai gibt es in diesem Jahr wenig Grund zum Feiern: Der deutsche Arbeitsmarkt steht laut einer neuen Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter erheblichem Druck. Erstmals seit über einem Jahrzehnt droht die Zahl der Arbeitslosen wieder auf drei Millionen zu steigen. Auch die Beschäftigung stagniert, die Jugendarbeitslosigkeit nimmt zu – und die Aussichten für 2025 bleiben verhalten.
Arbeitslosenquote auf Höchststand seit 2011
Den Berechnungen des arbeitgebernahen IW zufolge wird die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2025 bei 6,3 % liegen. Das wäre der höchste Wert seit 2011. Bereits im August dieses Jahres soll die Zahl der Arbeitslosen die Marke von drei Millionen überschreiten – eine symbolträchtige Schwelle, die lange Zeit als überwunden galt.

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Zwar lag die Zahl der Erwerbstätigen im Mai 2024 mit 46,1 Millionen auf einem Rekordniveau. Doch seither geht die Beschäftigung zurück. Für das kommende Jahr rechnet das IW nur noch mit durchschnittlich gut 46 Millionen Erwerbstätigen – ein nahezu stagnierendes Niveau.
Jugend besonders betroffen
Besorgniserregend ist auch der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit. In der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren ist sie in den vergangenen zwei Jahren um 22 % gestiegen. Als Ursache nennt das IW unter anderem einen deutlichen Rückgang der Stellenausschreibungen – insbesondere für Berufseinsteiger. Viele Unternehmen halten zwar am bestehenden Personal fest, vermeiden jedoch Neueinstellungen. Das erschwert vor allem jungen Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Hinzu kommt ein Rückgang der Arbeitsproduktivität: 2023 und 2024 sank sie um jeweils 0,8 %. Ein Einbruch, wie es ihn seit der deutschen Wiedervereinigung nicht mehr gegeben hat. Für 2025 sei laut IW zwar eine leichte Erholung in Sicht, die die Rückgänge der Vorjahre aber nicht ausgleichen könne.
IW warnt vor „aus der Zeit gefallenen“ Forderungen
Angesichts dieser Entwicklung warnt das IW vor überzogenen gewerkschaftlichen Forderungen. Vorschläge wie die Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich wirkten, so das Institut, „aus der Zeit gefallen“. Vielmehr brauche es eine „pragmatische und wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik“, so das IW weiter.
Hoffnung setzt das Institut auf wirtschaftspolitische Maßnahmen der aktuellen Bundesregierung, etwa geplante Superabschreibungen, eine Senkung der Unternehmenssteuern sowie das Strompreispaket. Auch ein Bürokratieabbau könne dazu beitragen, die Beschäftigung wieder zu stärken.
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