Während das IWH einen bedenklichen Anstieg der Firmenpleiten beobachtet, brilliert die Commerzbank mit Rekordzahlen. Für die Aktie des Bankhauses ging es deshalb deutlich nach oben.
Der DAX zeigte sich in der abgelaufenen Handelswoche in Höchstform. Kurz vor dem Wochenende markierte er ein neues Rekordhoch bei 23.543 Punkten. Auf Wochensicht ging es 1,79 % auf 23.499 Zähler nach oben.
In den Vereinigten Staaten war die Stimmung weniger ausgelassen. Der Dow Jones verabschiedete sich am Freitag quasi unverändert bei 41.249 Punkten (-0,16 %) in den Feierabend. Der Nasdaq 100 verschlechterte sich um 0,20 % auf20.061 Punkte.
IWH-Insolvenztrend: Höchststand bei Firmenpleiten seit 20 Jahren
Trotz der ausgelassenen Börsenstimmung und neugewählter Regierung steckt die deutsche Wirtschaft immer noch in einer handfesten Krisen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland hat im April 2025 ein neues Rekordniveau erreicht. Laut dem Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) meldeten 1.626 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an – so viele wie seit Juli 2005 nicht mehr. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet das einen Anstieg um 11 %, gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um 21 %. Damit liegt das aktuelle Niveau deutlich über dem Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Pandemie und übertrifft auch die Werte aus der Finanzkrise 2008/2009.
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In die Statistik fließen sowohl große Insolvenzen als auch Verfahren ohne ausreichende Insolvenzmasse ein. Nach Einschätzung des IWH war der starke Anstieg in den vergangenen beiden Monaten vor allem durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil kleinerer Insolvenzfälle bedingt. Ursprünglich hatten die Frühindikatoren der Forscher einen stabilen oder leicht rückläufigen Verlauf erwartet.
„Sollte sich der Anteil kleiner Insolvenzverfahren wieder dem langfristigen Durchschnitt annähern, ist in den kommenden Monaten mit einem Rückgang der Insolvenzen zu rechnen“, erklärte Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung. Gleichwohl sei davon auszugehen, dass die Zahl der Firmenpleiten auch weiterhin über dem Niveau des Vorjahres liegen werde.
Starke Zahlen und digitaler Fortschritt
Auf die COmmerzbank-Aktie übertrug dsich die allgemeine wirtschaftliche Schwäche jedoch nicht. Die Commerzbank hat am Freitag Zahlen für das erste Quartal 2025 vorgelegt. Mit einem Konzernergebnis von 834 Millionen Euro übertraf die Bank nicht nur die Erwartungen der Analysten, sondern erreichte auch ein operatives Rekordergebnis von 1,2 Milliarden Euro – ein Plus von 13 % gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamterträge legten um 12 % auf 3,07 Milliarden Euro zu. Maßgeblich war der gestiegene Provisionsüberschuss, der um mehr als 6 % auf eine Milliarde Euro zulegte. Der Zinsüberschuss blieb trotz rückläufiger Zinsen mit gut zwei Milliarden Euro stabil.
„Wir haben den höchsten Quartalsgewinn seit 2011 erzielt und zeigen damit, dass wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wachsen können. Bei der Umsetzung unserer Strategie ,Momentum‘ kommen wir gut voran. Die Kapitalrückgabe wollen wir in den kommenden Jahren weiter erhöhen“, sagte Bettina Orlopp, Vorstandsvorsitzende der Commerzbank. Mit dem Programm „Momentum“ will die Commerzbank ihre Effizienz weiter steigern und die Abhängigkeit vom Zinsüberschuss verringern. Die geplanten Umstrukturierungen, unter anderem durch ein vorgezogenes Altersteilzeitprogramm, sollen dabei helfen, langfristig Kosten zu senken. Hierfür wurden im Auftaktquartal bereits 40 Millionen Euro an Restrukturierungsaufwendungen verbucht.
Neben den soliden Finanzkennzahlen hebt das Institut auch Fortschritte bei der Digitalisierung hervor. So wurde mit „Ava“ eine KI-gestützte Kundenberaterin in der Banking-App eingeführt, während der interne Chatbot „cobaGPT“ inzwischen über 30.000 Mitarbeitenden zur Verfügung steht. Mit „Fraud AI“ treibt die Bank zudem die automatisierte Betrugsprävention voran.
Commerzbank-Aktie profitiert von solider Prognose
Trotz eines weiterhin schwierigen Marktumfelds bekräftigte die Commerzbank ihren Ausblick für das Gesamtjahr. Der Nettogewinn soll bei rund 2,4 Milliarden Euro liegen, vor Restrukturierungsaufwendungen bei 2,8 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss wird bei etwa 7,8 Milliarden Euro erwartet, der Provisionsüberschuss soll um rund sieben Prozent steigen. Die Cost-Income-Ratio soll wie geplant bei rund 57 % liegen.
Auch die Kapitalrückgabe an die Aktionäre bleibt ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Nach einem bereits abgeschlossenen Rückkaufprogramm im Volumen von einer Milliarde Euro für das Geschäftsjahr 2024 strebt die Bank für das laufende Jahr erneut eine Ausschüttung des vollständigen Nettoergebnisses vor Restrukturierungskosten an. Ein Antrag für das nächste Aktienrückkaufprogramm soll zu Beginn des dritten Quartals gestellt werden. Die Hauptversammlung entscheidet am 15. Mai über eine geplante Dividende von 0,65 Euro je Aktie. Das kam an der Börse gut an. die Commerzbank-Aktie legte auf Wochensicht 7,50 % zu.
Ausblick
In der kommenden Woche werden die United Internet AG und ihre beiden Tochterunternehmen 1&1 und IONOS ihre Bücher öffnen. Auch von der Allianz und Hannover Rück kommen Finanzberichte.
Die Kapital Medien GmbH, der Verlag der Finanzzeitschriften AnlegerPlus, AnlegerPlus News und AnlegerLand ist eine 100-%-Tochter der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
Foto: © Commerzbank