Börsenwoche: TKMS-Abspaltung schickt Thyssenkrupp-Aktie auf Achterbahnfahrt

Thyssenkrupp-Aktie

Die geplante Abspaltung der Marinesparte TKMS vom Mutterkonzern Thyssenkrupp nimmt konkrete Formen an. Nach intensiven Vorbereitungen rücken nun sowohl strategische als auch politische Fragen stärker in den Fokus. Die Thyssenkrupp-Aktie zeigte sich volatil. 

Der DAX rutschte in der vergangenen Handelswoche 1,02 % ins Minus, der deutsche Leitindex kam so auf 23.787 Punkte. Der MDAX beendete die Woche nahezu unverändert (-0,25 % auf Wochensicht) bei 30.280 Zählern. Der Dow Jones hingegen legte 3,32 % zu, für den Nasdaq 100 ging es 1,87 % nach oben. 

In den USA sorgte ein starker Arbeitsmarkbericht für gute Stimmung. Im Juni hatte die US-Wirtschaft mehr neue Stellen außerhalb des Agrarsektors geschaffen als erwartet. Die Arbeitslosenquote sank auf 4,1 %. Im Vorfeld hatten die Volkswirte im Schnitt mit einem Anstieg auf 4,3 % gerechnet.

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TKMS-Abspaltung im Fokus der Politik

In Deutschland sorgte die Abspaltung der Thyssenkrupp-Marinesparte TKMS (Thyssenkrupp Marine Systems) für Schlagzeilen. Das Geschäft mit U-Booten, Fregatten und maritimer Sensorik gilt als besonders werthaltig und strategisch bedeutsam. Der Auftragsbestand liegt laut Unternehmensangaben bei rund 18 Mrd. Euro, die Bewertung der Sparte bei bis zu 2 Mrd. Euro. Am 20. Juni gab der Aufsichtsrat der Thyssenkrupp AG grünes Licht für den Plan, 49 % der Anteile an TKMS an die Aktionäre auszuschütten. Die restlichen 51 % sollen im Konzern verbleiben. Die Notierung an der Frankfurter Börse ist noch für 2025 geplant. Die finale Entscheidung soll am 8. August auf einer außerordentlichen Hauptversammlung fallen.

CEO Miguel Ángel López Borrego, dessen Vertrag kürzlich bis 2031 verlängert wurde, sieht in der Verselbstständigung eine Chance zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig verfolgt der Konzern die Strategie, mehrere Geschäftsbereiche – darunter Steel Europe, Materials Services und Decarbon Technologies – eigenständiger aufzustellen und für Kapitalbeteiligungen zu öffnen. TKMS soll weiterhin vollkonsolidiert im Konzern verbleiben.

Politisch ist die Abspaltung ebenfalls sensibel. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am 2. Juli berichtete, befindet sich die Bundesregierung weiterhin in Gesprächen mit Thyssenkrupp über die Details des Vorhabens. Zwar plane der Bund laut Handelsblatt derzeit keine direkte Beteiligung an TKMS, doch sollen sicherheitsrelevante Interessen gewahrt bleiben. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte in einer Regierungspressekonferenz, man sei in Gesprächen, um die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik zu schützen. Unter anderem ist von einer Sicherheitsvereinbarung die Rede, die dem Staat ein Mitspracherecht bei strategischen Investoren sichern könnte.

Thyssenkrupp-Chef Miguel López zeigte sich in Interviews mit RTL und ntv zuversichtlich, die geforderten Bedingungen erfüllen zu können. Man werde in der Lage sein, „die Sicherheitsbedingungen des deutschen Staates in reiner, sachlicher und substanzieller Form zu erfüllen“, so López.

Thyssenkrupp-Aktie legt leicht zu

Obwohl eine direkte staatliche Beteiligung damit wohl vom Tisch ist, bleibt die politische Beobachtung des Prozesses eng. TKMS gilt als sicherheitsrelevantes Unternehmen, das von der Bundeswehr beauftragt wird und dessen Exportaktivitäten genehmigungspflichtig sind. Die Regierung dürfte daher auch künftig ein wachsames Auge auf die Entwicklung werfen. 

Zu Beginn der Woche erlebte die Thyssenkrupp-Aktie eine hohe Volatilität. Am 1. Juli fiel der Kurs im XETRA-Handel zunächst um 6,56 % auf 8,524 Euro. Bereits am Folgetag erholte sich das Papier deutlich und stieg um 8,89 % auf 9,278 Euro, bevor es am 3. Juli wieder auf 9,08 Euro nachgab. Am darauffolgenden Freitag lag der Kurs zeitweise bei 9,17 Euro. Auf Wochensicht verbleibt ein Plus von 1,39 %. 

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Foto: © thyssenkrupp Marine Systems

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